Moskau – Keine Station auf dem Mond, aber immerhin: Russland und die USA wollen gemeinsam die Entwicklung einer bemannten Raumstation im Mond-Orbit vorantreiben. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir zusammen am Bau der internationalen Raumstation Deep Space Gateway teilnehmen werden", sagte Igor Komarow, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, am Mittwoch bei einer Konferenz in Australien.

Sie hätten in Australien eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, sagte Komarow. Der Abschluss eines Vertrages erfordere aber noch Bemühungen von staatlicher Seite. Er sprach sich auch für eine Beteiligung von Staaten der BRICS-Gruppe wie China und Indien aus. Auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA habe Interesse bekundet.

Die ersten Module für die neue Raumstation könnten laut Komarow zwischen 2024 und 2026 ins All gebracht werden. Eine Stellungnahme aus den USA lag zunächst noch nicht vor.

Die Idee dahinter

Deep Space Gateway ist ein Projekt der US-Raumfahrtbehörde NASA, über das seit mehr als einem Jahr gesprochen wird. Die Station soll auf einer Umlaufbahn um den Mond kreisen und ähnlich wie derzeit die Raumstation ISS bemannt sein – aber nicht zwangsläufig dauerhaft.

Von dort aus sollen Landungen auf dem Mond durchgeführt werden. Die NASA hatte zwischen 1969 und 1972 zwölf US-Astronauten auf den Mond geschickt. Russland will bis etwa 2030 erstmals einen Kosmonauten dort landen lassen. Das Deep Space Gateway soll aber auch dazu dienen, Flüge tiefer ins Weltall vorzubereiten, etwa zum Mars. Viele Details sind aber noch offen, zum Beispiel in welcher Höhe die Station über dem Erdtrabanten kreisen soll.

Komarow sagte beim Internationalen Astronauten-Kongress in Adelaide, er habe mit den US-Kollegen über Russlands Rolle in dem Projekt beraten. "Unser Beitrag kann der Bau von ein bis drei Modulen sowie die Entwicklung einheitlicher Standards für Andockmechanismen für Raumschiffe sein", sagte er. Zudem könnte Russland Trägerraketen für den Transport ins All zur Verfügung stellen.

Bewährte Zusammenarbeit

Russland und die USA haben jahrelange Erfahrung mit der Kooperation im Kosmos. Seit 1998 betreiben sie die ISS, an der auch die ESA sowie die Raumfahrtbehörden Kanadas und Japans beteiligt sind. Nach bisherigen Plänen soll die ISS noch bis 2024 genutzt werden. Wie es dann weitergeht, ist vorerst noch offen. (APA, red, 27. 9. 2017)