Im kalten Wind der Orbán-Regierung: Árpád Schilling.

Foto: Heribert Corn

Wien – Der ungarische Theaterregisseur Árpád Schilling hat sich mit Kritik an der politischen Entwicklung in seinem Heimatland nie zurückgehalten. 2014 war er mit seinem Kretakör-Ensemble beim Steirischen Herbst zu Gast und deklarierte schon damals das Stück Die Partei als Aufschrei gegen die "Scheindemokratie" in seinem Heimatland. Mit der Verteidigung liberaler und demokratischer Werte stand Schilling bereits damals neben anderen international angesehenen Gruppen und NGOs in Ungarn auf einer schwarzen Liste.

Nun hat die Regierung Viktor Orbáns dafür Worte gefunden. Der Ausschuss für Nationale Sicherheit des ungarischen Parlaments bezeichnet Árpád Schilling nun als "potenziellen Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten". Der stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsausschusses sowie der regierenden Fidesz-Partei Szilard Nemeth hat dies am 12. September Medienvertretern kundgetan. Zu "Staatsfeinden" erklärt wurden auch Márton Gulyás, Mitbegründer von Schillings Theatergruppe, sowie der Bürgerrechtler Gábor Vágó.

Schilling hatte ein Referendum gegen Korruption beantragt und eine Demonstration in Orbáns Heimatort Felcsút organisiert.

Kalter Wind

Was diese Anschuldigung nach sich ziehen wird, ist unklar. Staatliches Geld wurde Kretakör ohnehin schon vor Jahren weitgehend entzogen. Fest steht aber, dass die Luft für kritische Geister in autoritär regierten Ländern dünner wird, siehe auch den Fall Kirill Serebrennikow in Russland.

Schilling, der an vielen renommierten deutschsprachigen Theatern arbeitet und 2009 den Europäischen Theaterpreis für Neue Realitäten erhielt, wird mit seiner Arbeit aus Ungarn zunehmend verdrängt. Im Dezember inszeniert er erstmals am Landestheater Niederösterreich. (afze, 27.9.2017)