Ein völlig gerasterter Raum von Esther Stocker als Foyer.

Foto: Wolf Silveri / Steirischer Herbst

Graz – Es war 1963, als man in Graz die Dreiländer-Biennale Trigon gründete, die atmosphärisch auch ein Wegbereiter für den Steirischen Herbst wurde. Von den drei Ländern, die hier grenzüberschreitend über Kunst kommunizierten, gibt es eines nicht mehr: Jugoslawien.

Nach den beiden ersten Ausstellungen, die noch konventionellen Sparten verpflichtet waren, war es aber die dritte Trigon, die sich 1967 ins kollektive Gedächtnis der Stadt und der Kunstwelt einschrieb. Auch für Menschen, die die Schau im Künstlerhaus am Stadtpark (heute Halle für Kunst und Medien) gar nie betraten. Denn durch die damals Aufsehen erregende Eingangssituation aus transparentem Kunststoff, die die Architekten Eilfried Huth und Günther Domenig, der 2012 verstarb, vor das Haus gebaut hatten, griff man in den öffentlichen Raum hinaus.

Das war auch das Thema, dem sich die 15 teilnehmenden Künstler stellten: Ambiente Nuovo / Post Enviroment verhandelte den Umgang der Kunst mit dem Raum. Die Trigon-Schau von 1967 unter der Federführung von Wilfried Skreiner überschritt mehrere Grenzen: die der teilnehmenden Länder, Italien, Jugoslawien und Österreich, jene der herkömmlichen Kunstsparten und schließlich die des hermetischen Kunstraumes einer Institution.

Seit letztem Wochenende steht wieder eine Installation Huths neben dem Haus. Ein karges Gerüst, das auf die Arbeit mit Domenig anspielt. Zudem baute Huth einen grobmaschigen Zaun aufs Gelände, passend zur politischen Gegenwart neuer Grenzzäune. 50 Jahre später kuratierte der Leiter der Halle für Kunst und Medien, Sandro Droschl, mit Jürgen Dehm eine Art Reenactment der legendären Ausstellung für den ebenfalls 50 Jahre alten Steirischen Herbst. Einerseits wurden die alten Exponate dokumentiert oder wieder aufgebaut, wie etwa der von der Decke hängende Regen aus Pingpongbällen namens Rain Enviroment des Kroaten Miroslav Sutej im Keller.

Andererseits bat man 15 Künstler und diesmal auch Künstlerinnen der Gegenwart aus Österreich, Italien und Ex-Jugoslawien um Beiträge zur heutigen Relevanz von Raum in der Kunst.

Das gesamte Haus und die umliegenden Wiesen werden bespielt. Die Zugänge könnten unterschiedlicher nicht sein: Hans Schabus geht unter die Erde: Für seine Arbeit Auf der Suche nach der endlosen Säule stapelte Autoreifen auf dem Dach des Stiegenhauses einer Tiefgarage neben dem Künstlerhaus, weitere Autoteile befinden sich in der Garage auf Ebene zwei.

Ebenfalls um unterirdischen Autoverkehr geht es im Free Post Mersey Tunnel der Italienerin Rosa Barba. Das Röhrensystem schlängelt sich durch das Gras. Wer das Haus über die Haupttreppe betritt, gerät in einen komplett gerasterten Raum Esther Stockers. Im Hauptraum kann man sich in der engen, unwirtlichen Kühlzelle von Micol Assaël aufhalten. Aber nicht länger als eine Minute, wenn man da keinen Schaden nehmen will.

Markus Wilfling entwarf für sein Spiegelkabinett einen gespiegelten Raum, der gar keiner ist und damit für Verwirrung sorgt. Denn die behaupteten Spiegel fehlen. Stattdessen werfen leere Rahmen nur scheinbar gleichen Strukturen des Raums zurück. (Colette M. Schmidt, 27.9.2017)