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Hugh Hefner, der am 1. Dezember 1953 die erste Ausgabe des "Playboy" veröffentlichte, ist tot. Sein Magazin leidet seit Jahrzehnten unter der Konkurrenz von Hardcore-Magazinen und Pornografie im Internet.

Foto: AP/Damian Dovarganes

Wien – Wie man sich bettet, so liegt man. Darauf achtete Hugh Hefner nicht nur zu Lebzeiten, auch für die Ewigkeit hat er vorgebaut. In den 1990ern erwarb er die Grabstelle neben jener von Marilyn Monroe. Nur konsequent. Mit ihr hatte das Märchen seines Lebens begonnen, neben ihr wird er nun die Ewigkeit verbringen. Hugh Hefner ist gestorben. Als Gründer des Playboy-Magazins wurde er weltberühmt.

Hefners Person verwuchs früh mit der Marke. Er gab nicht nur ein sogenanntes Herrenmagazin namens Playboy heraus, er lebte wie ein solcher. Und das verdankte er Marilyn Monroe. Im Dezember 1953 verlegte er mit geborgtem Geld den ersten Playboy. Darin veröffentlichte er Nacktfotos von Monroe, die er um 500 Dollar gekauft hatte.

Monroe hatte diese Fotos ein paar Jahre zuvor als noch unbekanntes Sternchen unter falschem Namen anfertigen lassen. 1953 war sie längst ein Star. Ohne ihre Einwilligung verkaufte Hefner mit ihrer Nacktheit 53.000 Hefte wie nichts und wurde über Nacht bekannt. Fünf Jahre später verdiente er vier Millionen Dollar pro Jahr, war berühmt und berüchtigt.

Hochklassiger Schund

Das Magazin mit dem berühmten Häschen als Logo bezeichneten höfliche Kritiker in den 1950ern noch als hochklassigen Schund. Doch der Zeitgeist war auf seiner Seite. Hefner brüstete sich später damit, die sexuelle Revolution befördert und die Sexualität in den USA von den Regeln des 19. Jahrhunderts befreit zu haben. Er sah sich als Humanist, der sich jeder Form der Unterdrückung oder der Zensur entgegenstellte. Feministinnen, Moralisten oder der selbst sein kleines sexuelles Geheimnis herumtragende FBI-Chef J. Edgar Hoover liefen gegen Hefners Publikation Sturm – erfolglos.

In den 1960ern produzierte Hefner zwei populäre TV-Talkshows und lud schwarze Künstler ein, als das noch als Tabubruch galt. 1971 erwarb er in Los Angeles die Playboy Mansion. Das Anwesen mit einer von Wasser durchspülten Grotte wurde ein Hotspot für Reich, Schön und Geil. Was in Hollywood Rang und Namen hatte, traf und paarte sich dort. Doch nicht immer freiwillig.

Missbrauchsvorwürfe

Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe gegen den TV-Star Bill Cosby meldete sich zumindest eine Frau, die auf einer von Hefners Partys von Cosby missbraucht worden sein soll. Auch Hefners Umgang mit seinen Freundinnen wurde oft kritisiert. Zwar gab er sich gönnerhaft – Frauen für ihre Anwesenheit und Liebesdienste zu bezahlen wirft aber ein Licht auf ihn, das dem des großen Befreiers zuwiderläuft.

Hugh Marston Hefner wurde am 9. April 1926 in Chicago in eine religiös-biedere Familie geboren. Zärtlichkeiten habe es kaum gegeben, sagte er und begründete so gleichzeitig sein bis ins hohe Alter anhaltendes Bedürfnis danach.

In den 1970ern errichtete er ein Imperium, zu dem Ferienresorts oder Casinos gehörten. Sogar ein Plattenlabel unterhielt er einige Jahre lang. Das singende Häschen Barbi Benton veröffentlichte darauf 1974 den Song Now I Lay Me Down to Sleep with You. So etwas wie ein Manifest. Zur nackten Haut bot das Heft mit dem berühmten Klappposter in der Mitte literarische Texte. Kurt Vonnegut, Vladimir Nabokov, Margaret Atwood und dutzende andere Literaten veröffentlichten Texte und Storys.

Berühmt gewordene Interviews – von Frank Sinatra über Muhammad Ali bis Jimmy Carter – galten Herren in Beziehungen als beliebter Vorwand, das Heft trotzdem zu abonnieren. Das "Playmate des Monats" als Zerstreuungsvorlage war da angeblich bloß ein Kollateralsegen zur gepflegten Lektüre. Sicher, Papa. Dabei warfen sich für das Heft Stars wie Madonna und Jane Mansfield, Kim Basinger und Sharon Stone, Drew Barrymore oder Nancy Sinatra mehr oder weniger betucht in Pose.

Hugh Hefner mit Barbara Benton und Roman Polanski im Jahr 1970.
Foto: APA/AFP/STAFF

Wobei der Playboy zwar ein Sexheftl, aber kein Pornoheft war. Hefner sah als Playboy jemanden, der die Liebe zum Leben feiere und das mit einem gewissen Stil tue. Dieser Lebensstil sollte sich im Playboy widerspiegeln. In seinem Fall zählte dazu ein seidener Morgenrock, oft eine Kapitänsmütze und eine Zigarre nach dem Frühstück um 14 Uhr. Dazu ein befriedigtes Grinsen.

Sieben Freundinnen gleichzeitig zu haben, sagte er einmal, sei einfacher als eine Ehefrau. Dieser Weisheit ungeachtet heiratete er drei Mal. Zuletzt gab und erhielt er 2012 das Jawort, als er die sich in ihren besten Jahren befindliche, 25-jährige Crystal Harris ehelichte. Drei- bis viermal pro Woche hat er die Ehe laut eigenen Angaben vollzogen. Ob aus Liebe oder aus Imagegründen, ist nicht überliefert. Aus seinen ersten Ehen hinterlässt Hefner vier Kinder, einige davon arbeiten im Familienbetrieb.

Konkurrenz aus dem Netz

Aufgrund des Anstiegs des Pornografiekonsums, zuerst über Filme und heute im Internet, ging die Auflage des Magazins über die Jahre immer weiter zurück. Das führte 2015 zu einer Änderung der Blattlinie. Fortan sollten nur noch bekleidete Damen abgebildet werden. Eine Hirnidee. Nach weiteren Einbrüchen der Verkaufszahlen besann man sich schon kurze Zeit später wieder auf die Kernkompetenz des Hefts und seiner ureigensten Form des Enthüllungsjournalismus.

Im Vorjahr verkaufte Hefner sein drei Hektar großes Anwesen um hundert Millionen Dollar. Eine Bedingung stellte er: Er müsse bis zu seinem Tode weiter darin wohnen dürfen. So kam es. Am Donnerstag ist Hugh Hefner 91-jährig im Schlaf gestorben. (Karl Fluch, 29.9.2017)