Wien – Wissenschafter der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) wollen in einem neuen Forschungsprojekt Kinder von psychisch kranken Eltern unterstützen. Im Rahmen des Projekts "D.O.T. – Die offene Tür" sollen Kinder speziell am Übergang von der Volksschule in die Sekundarstufe in ihrer persönlichen Entwicklung und bei der Integration in ihrem sozialen Umfeld gefördert werden, teilte die LBG mit.

Ideengeber für das Projekt war die "Crowd". Im Rahmen der Crowdsourcing-Initiative "Reden Sie mit!" der LBG im Jahr 2015 wurde die Öffentlichkeit in die Entwicklung von Forschungsfragen einbezogen. Wissenschafter erarbeiteten auf Basis der eingegangenen Ideen ein Forschungsprogramm, aus dem das Konzept für das konkrete Projekt entwickelt wurde. Geleitet wird es von der Psychiaterin Beate Schrank von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems.

Kinder beim Aufbau sozialer Netzwerke unterstützen

"Kinder von psychisch erkrankten Eltern sind besonders gefährdet, selber zu erkranken und dadurch schlechtere Chancen für eine gesunde Entwicklung im späteren Leben zu haben", erklärt Schrank. Mit Kollegen will sie in dem mit drei Millionen Euro dotierten Projekt Maßnahmen zur positiven sozialen Integration betroffener Kinder speziell zwischen neun und zwölf Jahren entwickeln, da der Wechsel von der Volksschule in die Sekundarschule eine besonders herausfordernde Zeit darstellt. Der Verlust wichtiger Bezugspersonen aus der Volksschule und der Wechsel in eine neue Umgebung führt der Expertin zufolge oft dazu, dass sich die Kinder sozial zurückziehen, wenn der familiäre Rückhalt nicht ausreichend gegeben ist.

Die Forscher wollen in dem Projekt eng mit Vertretern aus Schulen, Patientenorganisationen, Kliniken, Therapie- und Beratungszentren und der Region zusammenarbeiten. Konkret sind lehrplanübergreifende Schulprogramme und digitale, interaktive Spiele geplant, die die betroffenen Kinder beim Aufbau sozialer Netzwerke und beim Übergang von der Volksschule in die Sekundarschule unterstützen.

Ein digitales soziales Netzwerk, das für alle Kinder dieses Alters offen und über Schulprojekte zugänglich ist, soll sicherstellen, dass möglichst viele Kinder erreicht werden und sich jene mit psychisch kranken Eltern mit anderen vernetzen können. Damit sollen auch psychische Erkrankungen entstigmatisiert und präventiv die psychische Gesundheit und soziale Kompetenz aller Kinder und Jugendlichen unterstützt werden. (APA, 28.9.2017)