Nihilistische Gewalt: In "Destruction Babies" von Mariko Tetsuya werden Prügeleien zum täglichen Ritual.

Foto: Japannual

Wien – Wenn am Montag das neu gegründete Japannual Filmfestival eröffnet, finden zum ersten Mal in Österreich japanische Filme im Rahmen eines eigenes Festivals ihren Platz. Vier Tage lang wird das Wiener Filmcasino mit aktuellen Produktionen bespielt, mit denen jene Lücke zumindest teilweise geschlossen werden soll, die die Viennale oder vereinzelte reguläre Kinoeinsätze – zuletzt etwa der international erfolgreiche Kirschblüten und rote Bohnen von Kawase Naomi – hinterlassen.

Eröffnet wird mit dem diesjährigen Berlinale-Beitrag Close-Knit von Ogigami Naoko, in dem ein elfjähriges Mädchen mit einem Wohnungswechsel in ein neues Umfeld katapultiert wird: bei der neuen Partnerin ihres Onkels, zu dem Tomo aus familiären Gründen ziehen muss, handelt es sich um eine transsexuelle Frau. Eine Familiengeschichte mit gesellschaftspolitischer Agenda, aber auch leisen Zwischentönen.

Elf Filme

Die insgesamt elf Filme bieten einen zwar bescheidenen, aber dennoch guten Überblick sowohl über Autorenpositionen, als auch über unterschiedliche Genres. Bereits mit mehreren Preisen bedacht wurde etwa Harmonium von Fukada Kôji, in dem sich mit dem Auftauchen eines Fremden düstere Schatten aus der Vergangenheit über die Gegenwart einer Vorzeigefamilie legen. Und mit dem Historienfilm Sekigahara von Harada Masato, einer der größten japanischen Produktionen des Jahres, feiert ein zweieinhalbstündiges Schlachtengemälde seine Europapremiere.

Als Klassiker im Programm fungiert Kurosawa Akiras Thriller Stray Dog, in dem Mifune Toshirô als junger Polizist durch das Tokio der 40er-Jahre streift. Wie ein streunender Hund, rastlos, aber mit größter Coolness im heißen Sommer. (Michael Pekler, 1.10.2017)