London/Brüssel – Die EU-Kommission hat am Samstag eine detaillierte Bewertung der Bewerbungen um die künftigen Standorte der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) und der EU-Bankenaufsicht EBA im Zuge des Brexit vorgelegt. Bei der EBA wird die Attraktivität Wiens betont. Unter den 27 Bewerbungen befindet sich auch Wien für beide EU-Agentursitze. Ein Ranking oder eine Shortlist geht aus der Bewertung der EU-Kommission nicht hervor.

Die EU-Kommission hat detailliert die Bewerbungen auf folgende, von den EU-Staaten vereinbarte Kriterien überprüft: Gebäude, Zugänglichkeit, Bildungseinrichtungen, Arbeitsmarkt, Sozialversicherung und medizinische Versorgung, Kontinuität der Geschäftstätigkeit und geografische Ausgewogenheit.

Angebot enthält zwei Hauptgebäude

Zur österreichischen EMA-Bewerbung heißt es, das Angebot enthalte zwei Hauptgebäude, Austria campus und VIE 26 Erdberger Lände und eine dritte Alternative, HoHo – Seeparkcampus Ost. Das Angebot enthalte keine Angaben zu Arbeitsplätzen, Empfangsbereich, Archiven, physischer Sicherheit und IT-Standards im Austria campus. Das Angebot entzhalte auch keine Informationen zu Zugang zu Sozialversicherung, hält die EU-Kommission fest, während die mehrsprachigen Bildungsangebote detailliert aufgelistet werden.

Das österreichische Angebot enthalte einen Mehrstufenplan, dem zufolge die EMA bis 29. März 2019 – dem EU-Austritt Großbritanniens – an ihrem neuen Sitz die Arbeit aufnehmen könnte. Österreich habe mit der EU-Grundrechteagentur (FRA) bereits eine solche dezentralisierte Agentur, schreibt die Kommission.

Wenig Personaländerungen zu erwarten

Zur österreichischen Bewerbung für die EBA schreibt die EU-Kommission, dass aus dem Angebot hervorgeht, dass vorgeschlagene Gebäude spätestens 31. März 2019 verfügbar wäre. Direktflüge zwischen Wien und allen EU-Hauptstädten, außer Bratislava, seien verfügbar. Auch wären 2018 35.100 Hotelzimmer in der Bundeshauptstadt zu buchen. Aus dem Angebot gehe hervor, dass nur wenige Änderungen beim EBA-Personal zu erwarten wären "wegen der Attraktivität Wiens für ausgebiltete Personen, internationale Organisationen und internationale Finanzorganisationen".

Erst im November soll eine endgültige Entscheidung bei einem Rat der Außen- und Europaminister durch geheime Abstimmung unter den 27 EU-Staaten – ohne Großbritannien – in Brüssel fallen.

19 Städte, darunter Wien, haben sich um die EMA beworben, acht bemühen sich um die EBA. Neben Wien haben sich für die EMA auch Amsterdam (Niederlande), Athen (Griechenland), Barcelona (Spanien), Bonn (Deutschland), Bratislava (Slowakei), Brüssel (Belgien), Bukarest (Rumänien), Kopenhagen (Dänemark), Dublin (Irland), Helsinki (Finnland), Lille (Frankreich), Mailand (Italien), Porto (Portugal), Sofia (Bulgarien), Stockholm (Schweden), Valletta (Malta), Warschau (Polen) und Zagreb (Kroatien) beworben. Für die EBA gehen neben Wien ebenfalls Brüssel, Dublin, Frankfurt/Main, Paris, Prag, Luxemburg und Warschau ins Rennen. (APA, 30.9.2017)