Hilfe aus der Luft. Innerhalb kürzester Zeit ist die Drohne dort, wo die medizinischen Hilfsgüter gebraucht werden.

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Gestartet wird über eine Rampe.

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Ein Start-up aus San Francisco hat das geschafft, woran Großkonzerne wie Amazon und der Paketdienstleister DHL seit langem tüfteln: die Warenzustellung per Drohne. Allerdings liefert Zipline nicht Konsumgüter aus, sondern Blutkonserven, medizinische Utensilien und Medikamente. Seit einem Jahr bereits fliegen die Drohnen des kalifornischen Unternehmens über Ruanda.

In dem äußert gebirgigen Land sind rund ein Viertel des 4.700 Kilometer weiten Straßennetzes nicht asphaltiert oder schlecht ausgebaut. Eine Versorgung über den Luftweg ist daher oft eine Entscheidung zwischen Leben und Tod. Gestartet wird das batteriebetriebene Fluggerät über ein Katapult. Anders als die von Amazon und Co geplanten Drohnen, wo Octocopter zum Einsatz kommen sollen, schickt Zipline eine Drohne mit fixen, unbeweglichen Flügeln in die Luft. Der Vorteil: Der kleine Transporter kann damit schneller und weitaus länger fliegen und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu hundert Stundenkilometern.

Zipline arbeitet mit der Regierung in Ruanda zusammen, Tansania soll im kommenden Jahr folgen.
Zipline

Eine Drohne kann eineinhalb Kilogramm tragen und fliegt bis zu 150 Kilometer weit. Wird ein Hilfsgut benötigt, schickt das Spital die Order per Whatsapp an die Zipline-Basisstation und kann mit der Lieferung innerhalb von 15 bis 40 Minuten rechnen, während ein herkömmlicher Transport oft Stunden dauern würde oder bei schlechten Wetterverhältnissen erst gar nicht möglich wäre. Abgeworfen wird, nach einer entsprechenden Textmitteilung an das Krankenhaus, die Fracht etwa zehn Meter über dem Zielort und segelt dann mittels Fallschirm zu Boden. Anschließend kehrt die Drohne um und fliegt automatisch zum Stützpunkt zurück. Bis heute wurden in Ruanda rund 2.600 Hilfsgüter in 1.400 Flügen ausgeliefert.

Zusammenarbeit mit der Regierung

Zipline wurde 2011 gegründet, hieß damals aber noch Romotive und stellte Roboterhaustiere her, bis Firmenchef Keller Rinaudo und die Mitgründer William Hetzler und Keenan Wyrobek ihr Know-how sozialen Projekten widmen wollten und unter anderem Sequoia Capital, Google Ventures und Paul Allen (Microsoft) sowie die Universität Stanford als Geldgeber gewinnen konnten. 800.000 US-Dollar kamen als Vorschuss von der UPS Foundation und der amerikanisch-Schweizer Impfallianz Gavi.

Insgesamt 25 Millionen Dollar hat das Start-up bisher eingesammelt. Rinaudo: "Der Einsatz der Drohnen in diesen Gebieten ist nicht nur notwendig und lebensrettend, er ist auch leistbar." Durch die Zusammenarbeit mit der Regierung in Ruanda werden von dieser auch die Kosten von 15 bis 45 Dollar pro Flug übernommen. Das Engagement sei für das Unternehmen pro Auslieferung bereits annähernd rentabel, so der Zipline-Chef.

Das Konzept funktioniert in Ruanda bereits so zuverlässig, dass Zipline seinen Dienst demnächst auch im Nachbarland Tansania anbieten will. Im Frühjahr 2018 soll das System dort installiert und einsatzbereit sein. Zipline plant 500 Lieferungen pro Tag an mehr als 1.000 medizinische Einrichtungen im ganzen Land. Vier Auslieferzentren mit je 30 Drohnen sind geplant. Tansania ist 35-mal größer als Ruanda, lediglich acht Prozent der Straßen sind ausgebaut.

Auch in vielen anderen Ländern Ostafrikas und des Nahen Ostens und auch in Europa gebe es Interessen an dem Service, so Rinaudo. Denn: "Das sind keine Probleme Ruandas, das sind globale Probleme." (red, 2.9.2017)