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Lindsey Vonn: "Ich möchte an etwas teilnehmen, bei dem ich an mein Maximum getrieben werde."

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Harry How

Wien/Zürich – Der US-Ski- und -Snowboardverband (USSA) bringt beim FIS-Herbstmeeting in Zürich erstmals einen offiziellen Antrag ein, der Lindsey Vonn doch noch die Teilnahme an einer Herren-Weltcupabfahrt ermöglichen soll. Ins Auge gefasst wird – einmalig – ein Start im November 2018 in Lake Louise. Vonn könnte dann voraussichtlich aber nicht bei den folgenden Damenrennen in Kanada an den Start gehen.

In dem Antrag werden die bisherigen Verdienste der Amerikanerin für den Skisport hervorgehoben und konkrete Vorschläge für Szenarien gemacht, wie Vonn sich mit den Herren messen könnte, ohne dass deshalb die Weltcup-Regeln geändert werden müssten. Weiters betont USSA in seinem Ansinnen, dass die Amerikanerin mit 77 Weltcupsiegen die erfolgreichste Rennläuferin aller Zeiten sei. Und dass ein Antreten einer der weltweit bekanntesten Sportlerinnen gegen die besten Herren dem Skirennsport zu bisher noch nicht dagewesener Aufmerksamkeit verhelfen würde.

Startnummer 21

Zusammen mit dem kanadischen Skiverband, dem Organisationskomitee von Lake Louise und Rechtehalter Infront sei man daher der Meinung, dass Vonn die "einmalige Möglichkeit" bekommen sollte, im November 2018 an der Herrenabfahrt von Lake Louise teilnehmen zu können, heißt es in dem Antrag.

Vorgeschlagen wird, Vonn mit Startnummer 21 ins Rennen zu schicken. Das habe die geringsten Auswirkungen auf die Startreihenfolge der Herren. Vonn soll zwar in den offiziellen Ergebnislisten geführt werden, aber keine Weltcuppunkte erhalten. Auch die Punktevergabe für die Herren soll durch das Antreten der Amerikanerin nicht beeinflusst werden.

Gegenvorschlag

Gestellt wird der Antrag in der Exekutive des Alpinkomitees, der Bernhard Russi vorsitzt. Für Österreich agiert dort ÖSV-Sportchef Hans Pum. Auch der österreichische US-Alpinchef Patrick Riml, der in dem US-Antrag als Kontaktperson genannt wird, gehört dem Gremium an.

Laut Weltcup-Renndirektor Markus Waldner wird es in Zürich aber einen Gegenvorschlag geben. Nämlich Vonn als letzte Vorläuferin vor dem Läufer mit der Startnummer 1 ins Rennen zu schicken und ausnahmsweise ihre Zeit zu veröffentlichen. Dadurch könnten sämtliche Regeln für die Durchführung eines Herrenrennens bestehen bleiben.

Waldner: "Ich persönlich hätte kein Problem, wenn Lindsey mitfährt. Aber wenn sie in der Kompression auf die Schnauze fällt, möchte ich keine Verantwortung tragen müssen", warnte Waldner und verwies auch auf sportliche Aspekte. "Wie reagieren andere Top-Abfahrerinnen und ist das fair, nur weil sich die Prinzessin exklusiv ins Rampenlicht setzen will?", äußert der Südtiroler Bedenken.

Puelacher dagegen

Auch ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher sieht Vonns Pläne skeptisch. "Frauen boxen auch nicht gegen Herren oder spielen auf der Herren-Tennistour. Das ganze Theater gibt es nur, weil Frau Vonn unbedingt und nur bei einem bestimmten Rennen gegen die Herren fahren will. Warum tritt sie nicht in Beaver Creek, Kitzbühel oder Gröden an?", sagte Puelacher. Für ihn ist der Weltcup der denkbar ungeeignetste Ort für so etwas. "Damit machen wir uns lächerlich."

Eine Konsequenz hätte eine Teilnahme an der Herren-Abfahrt für Vonn. Sie könnte danach wohl nicht mehr an den folgenden Damen-Weltcuprennen in Lake Louise teilnehmen und müsste damit auf ein Antreten auf jener Piste verzichten, auf der sie die meisten (18) Siege gefeiert hat. Laut Reglement darf man aus Fairnessgründen ab fünf Tage vor einem Rennen nicht mehr auf dieser Piste trainieren. Trainings gelten im Ski-Weltcup als Teil des Rennens.

Herausforderung gesucht

Der nunmehrige Antrag ist trotz der gigantischen Werbemaschinerie, die hinter Vonn steht, wohl der letzte Anlauf. Für die Amerikanerin soll es auf jeden Fall mehr als nur ein PR-Gag werden. "Wenn ich mit den Herren trainieren kann, warum kann ich dann nicht gegen sie Rennen fahren? Ich möchte an etwas teilnehmen, bei dem ich an mein Maximum getrieben werde", erklärte sie.

Der US-Antrag ist nur eines von vielen Themen bei der traditionellen FIS-Sitzung. Diskutiert wird dort auch über die praktisch beschlossene Abschaffung der Alpin-Kombination und den Ersatz durch individuelle Parallelrennen sowie die künftige Durchführung von Super-G-Rennen in zwei Durchgängen. (APA, 2.10.2017)