Neues von gestern: David Bowies Nachlass wird neu gesichtet.

Foto: Parlophone

Wien – David Bowie nannte es sein bestes Album: Low. Mit dem 1977 veröffentlichten Werk beginnt das dritte Boxset, das Bowies Gesamtwerk neu überarbeitet präsentiert. Das erste hieß Five Years 1969-1973, das zweite Who Can I Be Now? (1974-1976). Letzten Freitag wurde die Sammlung A New Career In A New Town veröffentlicht. Sie umfasst Bowies Arbeiten von 1977 bis 1982 und ist bei Warner Music erschienen.

David Bowie

Der Titel der Kompilation beleiht einen Song von Low. Bowies elftes Album markiert den Beginn der später als Berlin-Trilogie in die Popgeschichte eingegangenen Albumserie, die der im Vorjahr im Alter von 69 Jahren verstorbene Popstar mit Heroes und Lodger komplettiert hat. Während damals in England Punk wütete, arbeitete Bowie mit Brian Eno in der Mauerstadt unwissentlich bereits am Postpunk.

Schließlich war die Musik von deutschen Bands wie Can, Kraftwerk oder Neu! mitverantwortlich für Bowies Umzug nach Westberlin. Der andere war gesundheitlicher Natur, Bowie wollte vom Koks runter – und das in der Heroinmetropole Westberlin. Mit Iggy Pop als moralischer Unterstützung. Darüber muss man heute noch lachen.

Düstere Blüten im Schatten der Mauer

Low, das nur zu einem kleinen Teil in Berlin eingespielt worden ist, ist ein zweigeteiltes Album. Die erste Seite bietet eine Serie von potenziellen Hits wie Be My Wife, Always Crashing In The Same Car oder Sound And Vision, die B-Seite dominieren atmosphärisch dichte Stücke, deren Ästhetik von Brian Enos Klangforschung mit Ambientmusik geprägt ist, die im Schatten der Mauer düstere Blüten trieb. Für Enos zukünftige Produzentenkarriere sollte sein Mitwirken an Low von besonderer Bedeutung sein.

David Bowie

Das ebenfalls 1977 erschienene Heroes und das 1979 nachgelegte Lodger gelten heute als zentrale Werke ihrer Epoche. Lodger wurde von Produzent Tony Visconti für die Neuauflage remastert. Ein 84-seitiges Buch illustriert und beschreibt das Werk und seinen Schöpfer in dieser Phase, in der noch die von Bowie produzierten Iggy-Pop-Alben Lust For Life und The Idiot abfielen. Beides ebenfalls einschlägige Arbeiten.

Das Boxset bietet zudem Bowies zweites Livealbum Stage. 1978 als Doppelalbum veröffentlicht, wurde es in der Neuauflage nun auf drei Alben inklusive neuer Songs erweitert.

Letztes Meisterwerk?

Ein weiteres Goodie ist eine EP, die vier verschiedene Versionen des Bowie-Hits Heroes zusammenfasst. Wem das noch nicht briefmarkensammlerisch genug ist, auch das "geheime" vierte Berliner Album ist in A New Career In A New Town enthalten: das fünf Titel umfassende, ebenfalls in Berlin eingespielte Baal. Eine Arbeit im Auftrag der BBC, für die Bowie fünf Lieder für Bertolt Brechts Stück produzierte. Diese Songs finden sich auf einer Art Kompilation innerhalb dieser Kompilation, die zudem diverse ausgekoppelte Singles umfasst.

David Bowie

Als letztes reguläres Studioalbum ist Scary Monsters (And Super Creeps) Teil dieser Neuauflage. Bowie schüttelte darauf aus dem Ärmel eines Weißclowns Hits wie Scary Monsters, Ashes To Ashes und Fashion. Für viele ist es das letzte bestechende Album im 28 Studioalben umfassenden Werk des Briten.

Aber das kann man dann beim nächsten Boxset diskutieren. (Karl Fluch, 3.10.2017)