Thomas Vanek geht für die Vancouver Canucks aufs Eis.

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Wien – Was am 19. Dezember 1917 mit vier Mannschaften aus drei kanadischen Städten begonnen hat, ist nach einem Jahrhundert zu einem Milliardengeschäft mit 31 über ganz Nordamerika verteilten Clubs geworden. Die National Hockey League (NHL) feiert in der am Mittwoch beginnenden Saison das 100-Jahr-Jubiläum, mit dabei sind die drei österreichischen Stürmer Thomas Vanek, Michael Grabner und Michael Raffl.

Die unumstritten stärkste Eishockey-Liga der Welt wurde am 26. November 1917 von den Montreal Canadiens, Montreal Wanderers, Ottawa Senators und Quebec Bulldogs gegründet. Da es die Bulldogs nicht schafften, eine Mannschaft aufzustellen, stiegen die Toronto Arenas in die erste NHL-Meisterschaft ein, die am 19. Dezember 1917 mit zwei Spielen begann. Eine der Partien war das Duell zwischen den Montreal Canadiens und den Ottawa Senators (7:4), die auch das Jubiläumsspiel am 16. Dezember Open Air im Football-Stadion Lansdowne Park von Ottawa bestreiten.

Mittlerweile ist die NHL über den ganzen Kontinent expandiert: 1924 in die USA (Boston Bruins), 1967 an die Westküste (Los Angels Kings, Oakland Seals) und 1972 erstmals in den Süden (Atlanta Flames). Mit dem Einstieg der Las Vegas Golden Knights, die dank einer Eintrittsgebühr von 500 Millionen Dollar als 31 Team ab dieser Saison teilnehmen, wagt die NHL als erste der großen Ligen den Sprung ins Glücksspielparadies.

US-Teams geben den Ton an

Auch wenn Kanada als Mutterland des Eishockey gilt, dominieren in der NHL seit Jahren die Clubs südlich der Grenze. Die Montreal Canadiens waren 1993 das bisher letzte kanadische Team, das den Stanley Cup gewonnen hat. Als Favorit gelten auch diesmal US-Mannschaften, in erster Linie die Pittsburgh Penguins, die den "threepeat", also den dritten Titel in Serie, anpeilen. Das war zuletzt den New York Islanders zwischen 1980 und 1983 mit vier Triumphen hintereinander gelungen.

Vom österreichischen Trio darf sich laut Papierform am ehesten Grabner mit den New York Rangers Chancen auf den ganz großen Erfolg ausrechnen. "Wir haben eine gute Mannschaft. Wir glauben, dass wir um den Stanley Cup mitspielen können", erklärte Chefcoach Alain Vigneault vor dem Saisonstart. Die Rangers haben zwar unter anderem Top-Center Derek Stepan, Abwehr-Routinier Dan Girardi und Zweier-Torhüter Antti Raanta abgegeben, aber mit Verteidiger Kevin Shattenkirk einen der begehrtesten Spieler am Markt geholt.

Grabner kann auch persönlich mit viel Selbstvertrauen in seine neunte NHL-Saison gehen. Der Villacher, der am Tag des ersten Saisonspiels der Rangers (Donnerstag) seinen 30. Geburtstag feiert, war mit 27 Toren der zweitbeste Torschütze der "Blueshirts" hinter Chris Kreider (28). Bei den "Even Strength Goals", also im Spiel 5-gegen-5, schoss sich Grabner sogar in die Top Ten der Liga. Sein Ziel deckt sich mit jenem seines Trainers, nämlich "hoffentlich bis Juni zu spielen und das Ganze zu gewinnen".

Vaneks Torjägerqualitäten

Erst am Sonntag greift Vanek ins Geschehen ein. Der 33-jährige Routinier hat einen Einjahresvertrag bei den Vancouver Canucks unterschrieben und soll mithelfen, die Kanadier nach zwei Jahren Pause wieder ins Play-off zu bringen. Mit Mike Green hat ein neuer Trainer das sportliche Sagen, auf dem Eis setzen die Canucks weiter auf die 37-jährigen schwedischen Zwillinge Daniel und Henrik Sedin.

Gefragt sind aber auch Vaneks Torjägerqualitäten. Vancouver hat zuletzt die zweitwenigsten Tore der Liga und über die jüngsten zwei Saisonen die wenigsten Powerplay-Treffer erzielt. "Thomas ist in seiner gesamten Karriere ein produktiver Scorer. Sein Können und seine Fähigkeit zu punkten, kombiniert mit seinem Stil, werden uns in diesem Jahr helfen", gab sich General Manager Jim Benning hoffnungsvoll. Läuft alles nach Plan, wird Vanek in dieser Saison die Marke von 1.000 NHL-Spielen (derzeit 948) erreichen.

Michael Raffl hofft mit den Philadelphia Flyers ebenfalls auf die Rückkehr ins Play-off und für sich auf eine verletzungsfreie Saison. Die vergangene war für den 28-Jährigen von drei Verletzungen und dem vorzeitigen Saisonende schon Ende Februar überschattet.

Bei den Los Angeles Kings ist ab dieser Saison auch ein Mann mit Österreich-Vergangenheit dabei. Austro-Kanadier Don Nachbaur (58), der Anfang der 90er-Jahre vier Saisonen für den EC Graz gespielt und 1993 zwei Länderspiele für Österreich bestritten hat, ist Assistant-Coach von Cheftrainer John Stevens bei den Los Angeles Kings. (APA, 3.10.2017)