Für Dominic Thiem läuft es in Asien überhaupt nicht nach Wunsch.

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Tokio – Die Asientournee verläuft für Dominic Thiem bisher gar nicht nach Wunsch. Der Weltranglisten-Siebente verlor nach Chengdu in der Vorwoche auch beim mit 1,706 Millionen Dollar ATP-500-Turnier in Tokio gleich sein erstes Match. Der als Nummer zwei gesetzte Niederösterreicher unterlag am Dienstag überraschend dem US-Amerikaner Steve Johnson nach 2:19 Stunden mit 6:4, 6:7 (5), 4:6.

In China hatte der dort topgesetzte Thiem nach einem Freilos gegen Guido Pella (ARG) 6:7 (6), 4:6 verloren. Nun erlitt der Lichtenwörther im dritten Duell mit dem Weltranglisten-46. Johnson seine erste Niederlage. Damit bleibt Thiem in Tokio weiter sieglos, er hatte auch bei seinem bisher einzigen Antreten in der japanischen Metropole 2014 gleich zum Auftakt verloren.

Schlechte Rückhand

In Chengdu hatte der zweifache French-Open-Halbfinalist seine bittere Niederlage noch mit einem heftigen Jetlag begründet. "Müde kann man einfach nicht gewinnen. Muss ich abhaken und einfach besser machen in Tokio", hatte er auf Facebook geschrieben. Der Jetlag spielte aber in Tokio wohl keine Rolle mehr. Eher eine an diesem Tag wirklich schlechte Rückhand. Seinen 41 Winnern standen ebenso viele unerzwungene Fehler gegenüber, von der Backhand waren es gleich 27.

Trotz eines alles andere als guten Tages hätte Thiem aber durchaus die Möglichkeit gehabt, sich mit einem Arbeitssieg einmal ins Achtelfinale zu spielen. Im ersten Satz servierte Thiem nach einem Break zum 3:2 nach 37 Minuten noch programmgemäß zum 6:4 aus. Ein Break zum 0:2 egalisierte der Schützling von Günter Bresnik, der den Asientrip aber nicht mitgemacht hat, danach noch und es ging im zweiten Durchgang ohne weiteres Break ins Tiebreak. Thiem hatte zuvor bei 5:6 den ersten Satzball noch abgewehrt, den insgesamt dritten nützte Johnson dann aber im Tiebreak zum 7:5.

Im dritten Satz musste Thiem seinen Aufschlag zum 2:3 abgeben. Diesmal gelang dem achtfachen Turniersieger aber der Ausgleich nicht mehr. Zwar fand er bei 3:4 noch zwei Breakbälle vor, aber der sehr auf "hopp oder drop" spielende Thiem nutzte beide nicht. In dieser Phase machte er entweder mit der Rückhand den Punkt oder den Fehler.

"So passiert das eben"

"Ich hatte einen ganz guten Start. Dann hatte ich vielleicht ein, zwei Chancen im zweiten Satz, das Match zuzumachen. Dann habe ich das Tiebreak verloren. Ich denke, er hat dann im dritten Satz besser zu spielen begonnen. So passiert das eben", lautete Thiems Resümee.

Warum es nicht nach Wunsch läuft, scheint ihm derzeit selbst nicht klar zu sein. "Ich spiele nicht schlecht. Ich muss vielleicht nur ein Match gewinnen, um wieder mehr Selbstvertrauen zu kriegen. Laver Cup, Davis Cup, die US Open waren auch nicht so schlecht. Ich muss herausfinden, was ich verbessern muss, dann wird es hoffentlich nächste Woche besser."

Thiem bleibt noch in Tokio, denn er ist am Donnerstag (nicht vor 12 Uhr MESZ) an der Seite des Argentiniers Diego Schwartzman im Doppel noch im Einsatz.

Eine schwache Vorstellung

Coach Bresnik hat das Match zu Hause natürlich verfolgt und war wenig erbaut vom Gesehenen: "Im Großen und Ganzen war das eine schwache Vorstellung. Er hat so viele unerzwungene Fehler gemacht und im Verhältnis dazu wenig Winner", meinte Bresnik. Auch eine Taktik oder ein Konzept war für den Langzeit-Trainer des Niederösterreichers nicht auszumachen. "Im Endeffekt hat es komplett konzeptlos gewirkt, man weiß nicht, was er vorhat. Er hat auch nicht sehr lustvoll gewirkt", sagte Bresnik. "Dominic wirkt nicht frisch, weder körperlich noch geistig."

Thiems nächster Einzeleinsatz ist kommende Woche beim ATP-Masters-1000-Turnier in Schanghai, wo er im Vorjahr wegen einer Erkrankung nicht angetreten war. Will er noch in Asien entscheidende Punkte im Kampf um das Masters machen, dann muss er dort einige Runden überstehen. Davon will Bresnik nichts hören: "Ich diskutiere so was nicht. Der soll Tennis spielen und aus. Wenn er gut spielt, wird er wahrscheinlich das erreichen, was er will. Die zwei Matches waren einfach schwach, da musst du unzufrieden sein, das passt einfach nicht."

Thiem kehrt nach Schanghai nach Österreich zurück, hat dann eine Woche Pause und spielt dann beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle sein erstes Indoor-Turnier dieses Herbstes. Der diesjährige Rio-Sieger wird sich ordentlich steigern müssen, will er sich seiner Bestform nähern. (APA, 3.10.2017)