Verkehrspolitik im Zeitlupentempo: Im Jahr 2020 könnten neun dieser Doppelgelenk-Obusse durch Salzburg fahren. Derzeit läuft ein Bus bis Dezember im Testbetrieb.

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Salzburg – Es ist noch einmal gutgegangen: Zumindest bis Dienstagnachmittag blieb der Stadt Salzburg der Totalzusammenbruch des Verkehrs wie am Tag der deutschen Einheit von vergangenem Jahr erspart. "Wir haben nur auf der B1 Richtung Grenzübergang Kleiner Walserberg erhöhtes Verkehrsaufkommen", sagt ein Beamter der Verkehrsleitzentrale der Polizei auf Anfrage des STANDARD. "15 Minuten Stau in beide Richtungen", ergänzt der lokale Verkehrsfunk.

Die Warnungen von ÖAMTC, Polizei und Medien, dass der deutsche Feiertag durch Ausflugs- und Einkaufsfahrten Salzburg wie 2016 erneut lahmlegen könnte, dürften gefruchtet haben. Die Landesregierung hat zusätzlich versucht, mit Anzeigen in bayerischen Medien Salzburg-Besucher zu motivieren, bei der Anreise die öffentlichen Verkehrsmittel zu nützen. Zudem wurden 10.000 Gutscheine zu je fünf Euro für Wochen- und Monatskarten verteilt.

Neuer Obus

Einige der Gäste aus Bayern werden so wohl auch schon mit dem neuen Star des Salzburger Oberleitungsbusnetzes gefahren sein: Seit Anfang Oktober ist ein Doppelgelenk-Obus für drei Monate zu Testzwecken in der Stadt unterwegs. Der 25 Meter lange Obus bietet 203 Fahrgästen Platz. Bewährt sich das System, könnten ab 2020 neun solcher Busse fahrbereit sein und zu Stoßzeiten den Stadtverkehr entlasten.

Am Kernproblem der Öffentlichen in Salzburg werden größere Busse freilich wenig ändern, sagen Verkehrsexperten. Es fehle – abgesehen von der auf ÖBB-Schienen verkehrenden S-Bahn – eine schienengebundene Verkehrsachse Nord–Süd, und der Bustakt sei mit zehn Minuten auf den Hauptachsen wenig attraktiv.

Bestellprinzip bleibt

Daran dürfte sich so bald auch nichts ändern. Wie nach einer Aufsichtsratssitzung vergangene Woche bekannt geworden ist, wird an jenem Vertrag, der die Basiskilometerleistung der Obusse auf rund 6,2 Millionen Jahreskilometer beschränkt, nicht gerüttelt.

Im Klartext: Jeder weitere Kilometer ist von der Stadt nach dem Bestellprinzip zu bezahlen. Und schon beginnt es sich in der Stadtpolitik zu spießen: Dass rund 400.000 Euro in die Hand genommen werden, um die Ausdünnung des Sommerfahrplans zu beenden, wie das SPÖ-Bürgermeisterkandidat Bernhard Auinger vorschlägt, ist längst nicht mehrheitsfähig. Von Projekten wie etwa einer Verlängerung der Lokalbahn ins Zentrum ganz zu schweigen. (Thomas Neuhold, 3.10.2017)