Paul Otellini ist 66-jährig verstorben.

Foto: Intel

Paul Otellini, einstiger Chef des US-Chipherstellers Intel, ist im 66. Lebensjahr verstorben. Das gab der Konzern auf seiner Homepage und in einer Aussendung bekannt. Otellini sei am Montag im Schlaf gestorben, weitere Angaben zur Todesursache gab es nicht.

Der 1950 in San Francisco geborene Sohn von Eltern mit italienischen Wurzeln graduierte 1974 an der Haas School of Business an der University of California. Im selben Jahr heuerte auch bei Intel an. 1998 stieg er aus dem Marketing zum Leiter der Chipsparte auf. Unter seiner Federführung war bereits 1993 der erste Pentium-Prozessor eingeführt worden.

AMD-Bezwinger

2002 wurde er erstmals in den Vorstand berufen und Übernahm die Position des Geschäftsführers. 2005 löste er schließlich Craig Barrett an der Spitze des Konzerns ab. Seine Ernennung galt als Sonderfall, denn er war der erste Firmenchef, der nicht über eine formale technische Ausbildung verfügte.

Unter Barrett war es Intel nicht gelungen, sich wieder vom aufstrebenden Konkurrenten AMD abzusetzen. 2006 lagen die beiden Konzerne laut Market Realist im Geschäft mit Desktop- und Server-Prozessoren beinahe gleichauf. Unter Otellini sollte der Marktanteil von Intel auf über 70 Prozent steigen, er gilt auch als wichtige Triebkraft hinter Apples Wechsel von PowerPC- zu Intel-Prozessoren. Mittlerweile vereint Intel rund 80 Prozent des Marktes auf sich.

Bedauerte verpasste Smartphone-Chance

Seine Ära hatte auch Schattenseiten. Als erste große Amtshandlung war er 2006 auch für die größte Entlassungswelle der Firmengeschichte verantwortlich. Damals wurden weltweit 10.500 Angestellte, oder etwa ein Zehntel der Belegschaft, abgebaut. Durch Optimierungen interner Prozesse und Abbau von Redundanzen strebte man eine jährliche Ersparnis von drei Milliarden Dollar bis 2008 an.

Nach seinem ein halbes Jahr zuvor angekündigten Abschied im Mai 2013 blickte Otellini auch auf Verfehlungen seiner Ära zurück. Während er dem Konzern die Dominanz bei klassischen Prozessoren sichern konnte, war es Intel nicht gelungen, im boomenden Smartphone-Markt Tritt zu fassen. Er habe damals das Angebot von Apple, die Chips für das erste iPhone zu bauen, ausgeschlagen – eine Entscheidung die er im Nachhinein sehr bereue.

"Stimme der Konsumenten in einem Meer aus Technikern"

"Wir sind sehr traurig über den Tod von Paul", erklärt sein Nachfolger und aktuelle Intel-CEO Brian Krzanich. "Er war die unnachgiebige Stimme der Konsumenten in einem Meer aus Technikern."

Seit seinem Abschied von der Firmenspitze hatte sich Otellini philantropischen Anliegen gewidmet und unterstützte unter anderem die San Francisco General Hospital Foundation. Er hinterlässt seine Frau, eine Tochter und einen Sohn. (gpi, 03.10.2017)