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Foto: REUTERS/Clodagh Kilcoyne

Belfast – Deutschland und England stehen im Rennen um die WM-Plätze vor dem entscheidenden Schritt. Dem in der Qualifikation bisher souverän auftretenden Weltmeister reicht im Auswärtsspiel in Nordirland am Donnerstag (20.45 Uhr, live RTL) ein Remis zum Gruppensieg. Die Engländer wären mit einem Heimerfolg gegen Slowenien fix durch. Den Schritt nach Russland könnte auch Polen schaffen.

Zweifel an der Teilnahme Deutschlands bei der Endrunde 2018 waren von vorhinein nicht wirklich angebracht. Der Titelverteidiger spulte sein Programm dann auch souverän herunter, holte bisher acht Siege in ebenso vielen Spielen. Makellos zu bleiben ist nun gefragt. "An unserem Ziel, zehn Siege einzufahren, halten wir fest", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor der Reise nach Belfast. "Die Mission ist, dass wir alle Spiele gewinnen", sagte sein Assistent Thomas Schneider.

Löw schlägt Alarm

Nach der Ankunft in Belfast löffelte Löw im La Scala Bistro des Stormont Hotels zunächst entspannt seine Suppe, dann schlug er Alarm. "Die sechs Spiele, die in der letzten Woche verloren wurden im internationalen Vergleich, sind schon ein wenig alarmierend", sagte Löw mit sorgenvoller Miene: "Wenn gesagt wird, die Bundesliga ist die beste Liga überhaupt, sollte man sich hinterfragen, ob das tatsächlich stimmt. Da muss man sich sicherlich Gedanken machen."

Weniger Gedanken macht er sich über seine Weltmeister – trotz Bayern-Krise. Schon ein Punkt am Donnerstag im Windsor Park genügt für die WM-Qualifikation. "Es ist definitiv wie ein Finale. Wir haben die Verantwortung, uns für Russland zu qualifizieren", sagte der nach seiner Erkältung noch angeschlagene Löw unmissverständlich.

DFB-Team ohne Neuer, Özil, Khedira und Gomez

Unter Löw hat die DFB-Auswahl zuletzt vor der EM 2012 alle Spiele gewonnen. Im Schnellverfahren stimmte der Langzeitcoach seinen nach dem Ausfall von Leipzigs Timo Werner auf 22 Spieler reduzierten Kader auf die Aufgabe im Windsor Park ein. Keine 24 Stunden nach der Zusammenkunft und nach nur einer Trainingseinheit flog der Weltmeister nach Nordirland. Vor dem Topspiel der Gruppe C muss Deutschland verletzte oder angeschlagene Stammkräfte wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira oder auch Mario Gomez vorgeben.

Die deutsche Mannschaft hat in der WM-Qualifikation in Nordirland noch niemals auswärts verloren. Von 16 Partien gegen Nordirland hat Deutschland zehn gewonnen. Jedoch haben auch die kampfstarken Nordiren von bisher acht Gruppenspielen nur eines verloren: Im Hinspiel vor einem Jahr in Hannover. Beim 0:2 kassierten sie zudem die einzigen Gegentore. Platz zwei und die WM-Play-offs hat das Team von Trainer Michael O'Neill praktisch sicher.

Matchball für England

England darf bei einem Dreier im Wembley-Stadion auf alle Fälle feiern. Die Three Lions wären dann bereits vor dem Gruppenfinale auswärts in Litauen durch. Gegen die drittplatzierten Slowenen, die ihrerseits um den Playoff-Platz kämpfen, fehlt Dele Alli. Anstelle des nach einer obszönen Geste gesperrten Tottenham-Profis soll dessen Klubkollege Harry Kane die Engländer beflügeln.

Der 24-jährige Angreifer befindet sich in der Premier League in Hochform, hat in den jüngsten sieben Spielen sechs Tore erzielt. Kane ist damit auf gutem Weg, sich zum dritten Mal in Folge die Torschützenkrone in Englands Oberhaus zu sichern. "Er trifft und trifft, mehr kann man nicht erwarten. Er soll damit im englischen Trikot noch lange weitermachen", sagte Nationaltorhüter Joe Hart.

Schotten visieren Platz zwei an

Auf einen Sieg des im Quali-Rennen noch ungeschlagenen Nachbarn (sechs Siege, zwei Unentschieden) hofft auch Schottland. Die Bravehearts könnten sich dann mit einem Erfolg über die Slowakei in Glasgow auf den zweiten Platz setzen. Am Sonntag steht für die auf ihre erste Teilnahme an einem Großturnier seit 1998 hoffenden Schotten schließlich der Auftritt in Slowenien auf dem Programm.

Als dritte Nation hat Polen am Donnerstagabend die Chance auf einen WM-Platz. Die Mannschaft um Torjäger Robert Lewandowski (zwölf Quali-Treffer) ist in Armenien zu Gast. Falls die in Gruppe E drei Punkte vor den Verfolgern liegenden Polen gewinnen, und Montenegro und Dänemark im direkten Duell die Punkte teilen, sind sie vorzeitig qualifiziert. Am Sonntag ist Polen in Warschau gegen die Montenegriner im Einsatz, Dänemark empfängt dann Rumänien.

Für Montenegro ist bereits die Partie in Podgorica gegen die Dänen ihr Endspiel. Die kleine Balkannation peilt ihren ersten Auftritt bei einer Endrunde seit der Unabhängigkeit 2006 an. Zumindest den Playoff-Platz wollen sich die Falken sichern. (APA, sid, 4.10.2017)

Programm der WM-Qualifikation am Donnerstag:

Gruppe C

18:00 Baku: Aserbaidschan – Tschechien
20:45 Belfast: Nordirland – Deutschland (live auf RTL)
20:45 Serravalle: San Marino – Norwegen

Gruppe E

18:00 Eriwan: Armenien – Polen
20:45 Ploiesti: Rumänien – Kasachstan
20:45 Podgorica: Montenegro – Dänemark

Gruppe F

20:45 Glasgow: Schottland – Slowakei
20:45 London: England – Slowenien
20:45 Ta'Qali: Malta – Litauen