Straßburg/Brüssel – Jedes Jahr gehen den Steuerbehörden der Mitgliedstaaten der Union 150 Milliarden Euro durch Manipulationen bei der Mehrwertsteuer verloren, schätzt die EU-Kommission, etwa ein Drittel davon aus dem grenzüberschreitenden Handel. Oft wird von Betrügern über ein Netz von Scheinfirmen gleich aus mehreren Ländern "im Karussell" ein Mehrwertsteuervorteil abkassiert.

Nach jahrelanger fruchtloser Debatte im Ministerrat glaubt die Kommission nun einen praktikablen Vorschlag gefunden haben, dem bis 2022 ein Ende zu bereiten, wie der zuständige Vizepräsident Valdis Dombrovskis und Währungskommissar Pierre Moscovici am Mittwoch sagten. Demnach sollen die Staaten aufhören, die Befreiung von der Mehrwertsteuer beim grenzüberschreitenden Handel zu gewähren. Es soll dazu übergegangen werden, dass grundsätzlich im Bestimmungsland, dem Zielland, die Mehrwertsteuer eingehoben wird.

Dafür sollen auch EU-einheitliche Regeln gelten, die von einer zu schaffenden zentralen Behörde überwacht werden. Das Problem ist derzeit, dass es trotz des Binnenmarktes 28 verschiedene Systeme gibt, wie Staaten die Mehrwertsteuer abwickeln. (tom, 4.10.2017)