Feuerwehrmann Jupp Heynckes.

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München – Bayern München zaubert in seiner Trainernot offenbar noch einmal Jupp Heynckes aus dem Hut. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung übernimmt der Triplegewinner von 2013 die Nachfolge von Carlo Ancelotti bis zum Saisonende. Er würde damit besonders seinem Freund Uli Hoeneß als Bayern-Präsident sowie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dringend nötige Zeit für den angestrebten Neuanfang verschaffen.

Bestätigt wurde das Engagement des 72-Jährigen, der vor vier Jahren nach dem Gewinn von Champions League, Meisterschaft und Pokal seine Laufbahn beendete, bis Donnerstagvormittag noch nicht. Zuletzt hatten die Bayern am Sonntag mit Willy Sagnol als Interimstrainer beim 2:2 bei Hertha BSC eine 2:0-Führung verspielt und waren damit schon fünf Punkte hinter Tabellenführer Borussia Dortmund zurückgefallen.

Doch kein Tuchel?

Sollten sich die Spekulationen über eine vierte Heynckes-Amtszeit an der Säbener Straße bewahrheiten, müsste die Entscheidung auch als endgültige Ablehnung einer Verpflichtung von Thomas Tuchel angesehen werden. Der frühere BVB-Coach ist momentan ohne Verein und hätte sofort einsteigen können, doch waren die Bayern-Bosse offenbar nach einiger Bedenkzeit nicht zu einer Zusammenarbeit mit dem als kompliziert geltenden Tuchel bereit.

Ein bis Saisonschluss befristetes Heynckes-Comeback würde den Bayern, mit denen der Weltmeister von 1974 schon vor 2013 zweimal den Meistertitel (1989 und 1990) und einmal den Pokal (2012) gewann, allerdings die Option auf ein späteres Engagement des Hoffenheim-Trainers Julian Nagelsmann erhalten. Der Trainer des Jahres steht zwar noch bis 2021 bei Europa-League-Teilnehmer Hoffenheim unter Vertrag, könnte aber womöglich zumindest im kommenden Sommer gegen eine entsprechend hohe Ablösesumme doch an die Isar wechseln.

Nagelsmann als Umbruch-Manager

Von dem 30 Jahre alten Aufsteiger versprechen sich Hoeneß und Rummenigge offenbar den größten Input beim anstehenden Umbruch der Bayern-Mannschaft. Nagelsmann selbst hatte erst vor wenigen Wochen für die Zukunft vergleichsweise offensiv mit einem Engagement bei den Bayern kokettiert.

Die Überredung von Heynckes zu einem Comeback wäre eine der größten Bundesliga-Sensationen der vergangenen Jahre. Seit seinem Abschied aus München hatte er zurückgezogen im niederrheinischen Nettetal unweit seines Ex-Klubs Borussia Mönchengladbach gelebt und das Rampenlicht gemieden.

Die Rückkehr

Münchens Not bei der Trainersuche bewegte Heynckes offenbar zu einem Sinneswandel und abermaligen Freundschaftsdienst für seinen jahrzehntelangen Wegbegleiter Hoeneß. Der Bayern-Präsident hatte erst kürzlich schon für die kommenden Tage die Präsentation einer Lösung angekündigt.

Sogar Münchens spanischer Ex-Trainer Pep Guadiola, dessen Verpflichtung ab 2013 für Heynckes trotz des späteren Triple-Triumphes der Auslöser für die Beendigung seiner erfolgreichen Trainerlaufbahn gewesen war, soll laut Hoeneß die kurzfristigen Pläne des Klubs gekannt und am Rande des Oktoberfests für gut befunden haben.

Heynckes würde im Falle seiner tatsächlichen Verpflichtung am 14. Oktober gegen Freiburg zum ersten Mal auf die Bayern-Bank sitzen. Für Heynckes, der schon 1998 mit Real Madrid zum ersten Mal Champions-League-Sieger geworden war, wäre es das 313. Spiel als Bayern-Trainer. (sid, red, 4.10.2017)