"Das erste Drittel der Schwangerschaft ist für Körper und Psyche extrem anstrengend", sagt Kathrin Schwarzenberger, Leiterin der Landesgeschäftsstelle Tirol des Österreichischen Hebammengremiums. Ihr Tipp: Ruhe bewahren und Stress vermeiden.

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Viele Frauen haben in der Schwangerschaft mit Übelkeit zu kämpfen. Grund dafür ist vor allem die Hormonumstellung. Besonders das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) steigt innerhalb der ersten zwölf Wochen stark an, erst später wird seine Funktion von der Plazenta übernommen. Bis dahin – also ungefähr im ersten Drittel der Schwangerschaft – verursacht der gesteigerte hCG-Spiegel häufig Übelkeit.

Auslöser für das Unwohlsein sind unter anderem eine durch den Hormonanstieg verursachte verminderte Muskelspannung am Mageneingang und eine gesteigerte Geruchsempfindlichkeit. "Natürlich reagiert aber jede Frau unterschiedlich darauf, ähnlich wie beim Zyklus", erklärt Kathrin Schwarzenberger, Leiterin der Landesgeschäftsstelle Tirol des Österreichischen Hebammengremiums.

Meistens betrifft die Übelkeit das erste Drittel der Schwangerschaft, manche Frauen spüren die Symptome aber während des gesamten Zeitraums. Fest steht jedenfalls: Wer mit Zwillingen schwanger ist, hat einen höheren hCG-Spiegel und leidet daher eher unter Übelkeit.

Psychischer Stress schlägt auf den Magen

Schwarzenberger weist auf einen weiteren wichtigen Faktor hin, der das Übelkeitsgefühl beeinflussen beziehungsweise intensivieren kann: Stress. Gerade in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen würde die Gesellschaft schwangere Frauen zu wenig berücksichtigen. "Man sieht noch keinen gewölbten Bauch, und die Frau spürt das Kind noch nicht – dabei ist das erste Drittel der Schwangerschaft für Körper und Psyche extrem anstrengend", weiß Schwarzenberger.

Hinzu komme, dass die meisten Frauen ihre Schwangerschaft erst nach dem dritten Monat der Familie und dem Arbeitgeber mitteilen. Im Job müsse man bis dahin weiter funktionieren – das wiederum könne zusätzlichen psychischen Stress verursachen.

Sorgen und Ängste können Symptome verstärken

Neben der Vorfreude seien außerdem viele Unsicherheiten und mitunter auch Sorgen vorhanden. Zum Beispiel die Angst vor einer möglichen Fehlgeburt oder die Ungewissheit über den neuen Lebensabschnitt und die damit einhergehenden Veränderungen in der Partnerschaft. "All diese Faktoren führen ebenfalls zu einer Hormonausschüttung, die sich negativ auswirken und die Symptome der Übelkeit verstärken kann", erklärt Schwarzenberger. Ihre Erfahrung zeigt: Bei Frauen, die extrem von Schwangerschaftsübelkeit betroffen sind, wirkt sich ein längerer Krankenstand sehr positiv aus.

Am häufigsten tritt die schwangerschaftsbedingte Übelkeit morgens auf. Das hängt laut Schwarzenberger auch damit zusammen, dass der Blutzuckerspiegel in der Früh generell niedriger ist und die Symptome dadurch verstärkt werden. Die Hebamme rät deshalb, ausreichend und in Ruhe zu frühstücken, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Damit der Stoffwechsel besser arbeiten kann, empfiehlt sie außerdem mehrere kleine Mahlzeiten auf den Tag zu verteilen.

Kontinuität beim Essverhalten und im Leben

Ernährungstechnisch sollte reizfreies Essen präferiert werden – also mit wenig Fett und Schärfe. Auch Hausmittel wie Ingwerwasser oder Ingwertee können gegen Übelkeit helfen. "Wichtig ist aber vor allem, dass sich die Frauen viel Ruhe gönnen, nicht zwischen Tür und Angel essen, Kontinuität ins Leben bringen und ihre Lebensgewohnheiten generell umstellen." Zusätzlich können alternative Methoden wie Akupunktur hilfreich sein. "Einfach austesten, was einem guttut, und diese Methode unterstützend anwenden", schlägt die Expertin vor.

Es gibt aber eine Grenze: Bei häufigem Erbrechen beziehungsweise wenn der Körper die aufgenommene Flüssigkeit nicht behält, ist der Gang zum Arzt unausweichlich. Denn dann verliert der Körper wichtige Salze und Nährstoffe, was auch dem Kind schaden kann. Bei der medizinischen Behandlung werden Medikamente gegen die Übelkeit verabreicht und dem Körper Elektrolyte zugeführt. (Maria Kapeller, 9.10.2017)