Porträt der iranischen Bio-Reisbäuerin Shirin Parsi: Shirin Barghnarvards "Poets of Life".

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Shirin Parsi hat viel zu erzählen. Über ihre Arbeit als Bio-Reisbäuerin im Iran, die damit verbundenen Kämpfe gegen unternehmerische Übernahmen von Ackerland und nicht zuletzt über ihre Liebe zur Natur in all ihrer Mannigfaltigkeit. Shirin Barghnavard hat die quirlige Umweltaktivistin in Poets of Life porträtiert. Der Film vermittelt nicht nur Parsis Engagement für Nachhaltigkeit – ein Aspekt, über den man im Kontext Iran wenig hört -, sondern gibt auch ihrer poetischen Ader Raum, wenn sie über ihre kulturelle Prägung spricht.

Poets of Life läuft am Freitag im Rahmen von "Jene Tage" im Wiener Top-Kino, einer Tagung, die das iranische Kino (und iranischen Positionen im Exil) aus feministischer Perspektive beleuchtet. Auf dem Symposium im Atelierhaus an der Akademie der bildenden Künste wird die Künstlerin und Kuratorin Azadeh Fatehrad beispielsweise über die iranische Frauenbewegung sprechen und ihren Essayfilm Women's Voice / Zaban-e-Zanan (2016) über Sedique Dowlatabadi, eine der Pionierinnen des iranischen Feminismus, präsentieren; der Medienwissenschafter Matthias Wittmann beschäftigt sich später mit dem Spiel- und Dokumentarfilmschaffen der bedeutenden Regisseurin Rakhshan Bani-Etemad, die sich in ihren Arbeiten schon früh mit Frauen der iranischen Mittelschicht befasst hat.

Mit In der Fremde (Dar Ghorbat) gibt es am Samstag noch die Gelegenheit, eine der radikalen Arbeiten des nach Deutschland ausgewanderten Iraners Sohrab Shahid Saless zu sehen. 1974 gedreht, ist dies einer der ersten deutschen Filme überhaupt, der das Dasein eines Gastarbeiters erkundet. Die Insistenz, mit der Saless auf die Wahlunfreiheit eines türkischen Migranten in Berlin/Kreuzberg blickt, wurde zu seiner Zeit verkannt, später jedoch mit dem sozialpsychologischen Feinsinn von Rainer Werner Fassbinder verglichen. (kam, 5.10.2017)