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Zum ersten Mal besucht der saudische König Salman Moskau. Empfangen wurde er vom russischen Vizepremier Dimitri Rogozin.


Foto: REUTERS/Sergei Karpukhin

Eine kleine Panne überschattete den historischen Augenblick: Die königliche goldene Rolltreppe versagte just in dem Moment, als der "Hüter der heiligen Stätten" mit ihr aus dem Flugzeug zur Moskauer Erde gleiten wollte. Nach einigen Sekunden peinlichen Wartens musste Saudi-Arabiens König Salman sich schließlich zu Fuß zu seinem ersten Russlandbesuch herablassen.

Immerhin scheint dies die einzige Unannehmlichkeit für den 81-Jährigen gewesen zu sein. Zumindest quellen ansonsten die Harmoniebezeugungen bei dem Besuch über. "Es ist uns höchst angenehm, Sie hier bei uns zu empfangen", begrüßte ihn beispielsweise Russlands Präsident Wladimir Putin im Kreml. Der Besuch werde einen Anstoß zur Entwicklung der bilateralen Beziehungen geben, zeigte er sich überzeugt. Der Stellenwert des Besuchs zeigt sich auch an seiner Länge: Vier Tage bleibt der saudische Monarch in Moskau – bis zu Putins Geburtstag am Samstag.

Raketen für drei Milliarden

Potenziell hat Salman drei Milliarden Dollar für den Jubilar im Gepäck: Bei den Gesprächen geht es nämlich nicht nur um eine gemeinsame Politik bei der Stabilisierung des Ölpreises – beide Länder sind führend in der Petrolförderung – sondern auch um ein brisantes Waffengeschäft. Riad will moderne russische Luftabwehrraketen kaufen. "Interesse gibt es natürlich, es wird über S-400 gesprochen, aber noch ist nichts vereinbart", bestätigte Russlands für Rüstung zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin die Verhandlungen.

Experten schätzen den Wert der Waffengeschäfte auf gut drei Milliarden Dollar. Der Vertrag wird nicht während des Besuchs unterzeichnet, aber dessen harmonischer Verlauf ist Voraussetzung für das Abkommen zwischen den beiden Staaten, deren Verhältnis zuletzt aufgrund unterschiedlicher Positionen in verschiedenen Konflikten (speziell in Syrien) angespannt war. Salmans Einladung an Putin zu einem Gegenbesuch dürfte somit ein gutes Omen für den Waffendeal sein.

Das System S-400 Triumph ist Russlands modernste mobile Luftabwehrwaffe und wurde von Moskau zur Kontrolle des Luftraums unter anderem in Syrien stationiert. Erst im September hatte der Kreml vier S-400-Divisionen an einen anderen Akteur im Nahen Osten verkauft: die Türkei.

Die Lieferung rief Diskussionen in Moskau hervor; einerseits weil die Beziehungen zum Nato-Land Türkei keineswegs stabil sind, andererseits weil auch die finanziellen Parameter des Geschäfts weitgehend im Dunkeln bleiben. Gerüchten nach wird der Rüstungsdeal über einen russischen Kredit bezahlt. An Saudi-Arabiens Zahlungsfähigkeit gibt es wenig Zweifel, allerdings wird damit auch der Nahe Osten weiter aufgerüstet. (André Ballin aus Moskau, 5.10.2017)