Mit Schluckspechthymnen wie "Ob und zua (samma zua)" lebt man in Österreich ganz gut. Seiler und Speer verkauften 2016 mehr als 60.000 Alben. Damit waren sie heimische Spitze.

Foto: Heribert Corn

Seiler und Speer – "Ob und zua (samma zua)"

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Die jahrzehntelange Infiltration des Musikantenstadls, der Schlagernächte sowie der Regionalradios hat das Erscheinungsbild des heimischen Musikmarktes nachhaltig geprägt. Ein Blick auf die meistverkauften Alben des Jahres 2016 zeigt eine Mischung aus Progressivschlager und Regressivlandler. Seiler und Speer, Andrea Berg, Helene Fischer und Andreas Gabalier belegten die ersten vier Plätze, es folgten Leonard Cohen (die Verkaufskraft des Todes), Metallica, Volbeat, die Rolling Stones, die Seer und das Neujahrskonzert.

Ein Drittel aller gekauften Musik in Österreich stammt aus Österreich, die Hälfte davon war im Vorjahr der Schlager- und Volksmusik zuzuordnen, sagt Thomas Böhm vom Ifpi, dem Verband der österreichischen Musikwirtschaft. Die Königin des Schlagers ist die deutsche Sängerin Helene Fischer. Ihr 2013 erschienenes Album Farbenspiel wurde 2016 zum 16. Mal mit Platin ausgezeichnet, ihr 2015 erschienenes Album Weihnachten achtfach mit Platin. Eine Platinauszeichnung erhält in Österreich jedes Album, das sich 15.000-mal verkauft. Wobei das Schlager- und Volksmusikpublikum traditionell zum physischen Tonträger und zum Album greift, junges Publikum eher zur Single, zum Streaming und Download.

Viermal Platin für Seiler und Speer

Die erfolgreichste heimische Band des Vorjahres waren Seiler und Speer. Ihr Album Ham kummst wurde viermal mit Platin ausgezeichnet, hat also mehr als 60.000 Stück verkauft. Immerhin elf Bands und Künstlern gelang es im Vorjahr, die heimischen Hitparaden für zumindest eine Woche anzuführen (siehe Kasten).

Wanda wurde im Vorjahr Zweifach-Platin für ihr Debüt Amore verliehen, das Folgewerk Bussi erhielt eine Platinauszeichnung. Die gern in einem Atemzug mit Wanda genanten Bilderbuch erhielten 2015 und 2016 je eine Platinauszeichnung für ihr Album Schick Schock. Von den in Österreich 2016 verkauften physischen Tonträgern sind 82 Prozent CDs, zehn Prozent Schallplatten und acht Prozent DVDs. Wanda tauchte bei den Schallplatten als einzige heimische Band in den Top Ten auf. Während der Verkauf physischer Tonträger tendenziell rückläufig ist, erfreut sich die LP einer anhaltenden Renaissance. Mehr als 300.000 LPs wurden 2016 in Österreich verkauft, der höchste Wert seit 1993. (flu, 6.10.2017)