Auf die Plätze, fertig, los: Drei Tage lang traf sich die Immobilienbranche auf der Expo Real in München. Dort wurde vor allem genetzwerkt, die wichtigen Treffen fanden aber hinter verschlossenen Türen statt.

Foto: Messe München

Der Branche geht es so gut, dass schon alle über die nächste Krise reden. So lässt sich die Stimmung auf der Immobilienmesse Expo Real, die von Mittwoch bis Freitag im Anschluss an das Oktoberfest in München über die Bühne ging, zusammenfassen. Denn wie lange es noch so positiv weitergeht, weiß niemand. Aktuell ist jedenfalls viel Geld von institutionellen Investoren auf der Suche nach Veranlagung, nur die passenden Produkte fehlen oftmals.

An Fantasie mangelt es der Branche jedoch nicht: Neben traditionellen Assetklassen wie Büros, Retailflächen und Hotels wurde in München beispielsweise auch über die "Faszination Bunker" referiert. Denn Hochbunker könnten – dem technischen Fortschritt sei Dank – mittlerweile auch zu stylishen Wohnungen umgebaut werden. Auch der Senioren- und Pflegeimmobilienmarkt wurde unter die Lupe genommen. Neuerdings würden in Deutschland sogar schon chinesische Investoren daran Interesse bekunden, hieß es. "Es gibt wenige Produkte, die eine so klare Zukunftsaussicht haben", erklärte Karsten Jungk, Geschäftsführer von Wüest Partner Deutschland.

Erstmals mit eigenem Stand vertreten war Nakheel, der staatliche Projektentwickler Dubais. 1,5 Milliarden Euro an Investmentmöglichkeiten wurden den Besuchern am Stand in Form von spektakulären Renderings und Modellen gezeigt, darunter das Projekt Palm360: Zwillingstürme, die vom weltgrößten Infinity-Pool verbunden werden.

Anders sein

Warum solche hochtrabenden Projekte? "Weil wir anders sein wollen", sagte Ali Rashid Lootah, Vorstandsvorsitzender des Immobilienentwicklers, dem Standard . "Und bisher waren wir damit erfolgreich."

Leistbares Wohnen, das anderswo bei der Expo Real immer häufiger Thema ist, habe man dafür derzeit nicht auf der Agenda. In München war der Immobilienentwickler vorrangig auf der Suche nach institutionellen Investoren aus Europa.

Zwar wurden Dubai und der Entwickler Nakheel von der Wirtschaftskrise 2009 getroffen, man habe sich aber schneller davon erholt als andere Länder, so Lootah, der sich auch im Krisenfall aufgrund der einmaligen Lage von Dubai keine Sorgen um seine Projekte macht.

Ebenfalls heuer verstärkt auf der Expo Real vertreten: etwas ziellos wirkende Besucher, die vorsichtig an Messeständen herumtapsen und dabei die Hände ausstrecken. Sie tragen in der Regel Virtual-Reality-Brillen, mit denen Aussteller zunehmend ihre zum Teil noch nicht realisierten Projekte veranschaulichen wollen. Die Buwog beispielsweise zeigte so ihr Großprojekt 52 Grad Nord in Berlin her, der Flughafen Wien seinen Office Park vier – die Pläne dafür wurden erst vor kurzem präsentiert.

Mietrecht als Thema

Die österreichischen Besucher und Aussteller zeigten sich zu Messeende erwartungsgemäß zufrieden: Das internationale Interesse am heimischen Immobilienmarkt sei so groß wie nie zuvor, verlautbarte Michael Ehlmaier, Geschäftsführer von EHL Immobilien. Er rechnet damit, dass der Immobilienboom in Österreich für die nächsten ein bis zwei Jahre anhält.

Eine Mietpreisbremse, ähnlich dem deutschen Vorbild, befürchten manche auch für Österreich, berichtete Markus Arnold, Geschäftsführer von Arnold Immobilien. Die Auswirkungen davon seien Thema in Gesprächen mit vielen österreichischen Investoren gewesen. Als "Disruptoren" wurden andernorts auch US-Präsident Donald Trump und der Konflikt mit Nordkorea gehandelt – auf den Podien und beim Messe-Smalltalk.

Und immer wieder ging es auch um die Krise: Der eine oder andere langgediente Besucher sah sich angesichts der Stimmung schon an die Jahre vor der Wirtschaftskrise erinnert – und munkelte, dass die Stimmung dieses Jahr fast noch besser als damals, kurz vor dem Platzen der Blase, war. (Franziska Zoidl aus München, 7.10.2017)