Foto: Sandra Goutte

Lincoln – Im Südosten Brasiliens lebt eine giftige Amphibienart, die sich Forschern zufolge in einem Übergangsstadium befinden dürfte: Die Männchen der Gelben Sattelkröte (Brachycephalus ephippium) stoßen nämlich wie unter Fröschen üblich Paarungsrufe aus – allerdings können ihre Artgenossen diese gar nicht mehr wahrnehmen. Die ohrenlosen Tiere sind für ihre eigene Kommunikation taub.

"Diese Spezies singt tatsächlich für nichts", fasst Fernando Monealegre-Z von der University of Lincoln das paradoxe Verhalten nüchtern zusammen. Das sei vor allem deshalb bemerkenswert, da die ständigen Paarungsrufe dem Tier ja einen erheblichen Energieaufwand abverlangen. Dazu kommt noch, dass die Gefahr besteht, von Räubern bemerkt zu werden. Was Letzteres betrifft, dürften sich die kaum zwei Zentimeter großen Tiere aber ganz darauf verlassen, dass das in ihrer Haut enthaltene Tetrodotoxin zur Abwehr ausreicht.

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Normalerweise ist das Gehör von Frösche und Kröten ganz auf die Frequenzen eingestellt, in denen sie ihre Paarungsrufe ausstoßen. Die Gelben Sattelkröten haben sich aber in eine andere Richtung weiterentwickelt, und ihre Sinne befanden sich dabei offenbar nicht im Takt: Sie haben das Rufverhalten beibehalten, auch wenn es de facto ergebnislos bleibt.

Die Forscher vermuten, dass sich die Spezies gerade in einem evolutinären Übergangsstadium von akustischer zu visueller Kommunikation befindet. Die Halsbewegungen, die beim Rufen stattfinden, könnten das eigentliche Paarungssignal sein – zudem haben die Tiere damit begonnen, mit einem Arm zu winken. (red, 8. 10. 2017)