Tigerpythons sind im Süden Floridas mittlerweile omnipräsent. Dieser hier lag vor einem Einkaufszentrum auf der Lauer.
Foto: APA/AFP/Miami Police Department

Vero Beach – Dunkle Tigerpythons (Python bivittatus) haben sich im neuen Jahrtausend zum Vorzeigebeispiel in Sachen Bioinvasionen entwickelt. Die bis zu fünf Meter langen Riesenschlangen stammen aus Südostasien, wo ihnen Jagd und Ausweitung von Kulturflächen zu Leibe rücken. Dafür haben sie im Südosten der USA eine neue Heimat gefunden, die sie sukzessive – man kann es nicht anders nennen – erobern.

Tigerpythons aus Privatbesitz wurden in den 1970ern in den Everglades von Florida illegal ausgewildert. In diesem für sie idealen Sumpf-Habitat konnten sie eine überlebensfähige Population bilden, die sich immer stärker vermehrt hat und inzwischen einige zehntausend Tiere beträgt.

Fressen und Gefressenwerden

Als Spitzenprädatoren sind die Riesenschlangen drauf und dran, die einheimischen Alligatoren von ihrem bis dahin unangefochtenen Platz zu verdrängen. Noch viel verheerender wirken sie sich aber auf kleinere Tiere aus: Sie verschlingen so gut wie alle Vögel und Säugetiere, die sie erwischen können. In Gebieten mit vielen Pythons gehen die Bestände an Füchsen, Waschbären, Hasen, Opossums und sogar Weißwedelhirschen gegen null.

Und das hat Folgen: Weil manche Gegenden weitgehend säugetierlos geworden sind, geht einer ganz anderen Tiergruppe die Nahrung aus: Moskitos. Die Blutsauger wenden sich daher nun verstärkt einer kleinwüchsigen Spezies zu, die als eine der wenigen Säugetierarten die Ausbreitung der Pythons bislang gut überstanden hat – nämlich der Baumwollratte.

Brisante Nahrung

Das sind keine guten Nachrichten für den Menschen, berichten Forscher der University of Florida im Fachmagazin "Biology Letters". Die Baumwollratte trägt nämlich auch das sogenannte Everglades-Virus in sich, das bei Menschen pathogen wirkt und Fieber, Kopfschmerzen und manchmal sogar eine Entzündung des Gehirns auslösen kann.

1979 hatte eine DNA-Analyse ergeben, dass Rattenblut etwa 15 Prozent der Nahrung der Moskitospezies Culex cedecei ausmacht. In der aktuellen Studie betrug der Wert bereits 77 Prozent. Laut dem Entomologen Nathan Burkett-Cadena ist zu befürchten, dass die aus der Not geborene Umorientierung der Moskitos die Verbreitung des Virus begünstigen wird. Laut dem Forscher ist es der erste bekannte Fall eines bioinvasiven Jägers, der sich auf die Ausbreitung eines Krankheitserregers auswirkt. (red, 7. 10. 2017)