Was sich in diesem Wahlkampf abspielt, ist grauslich. Es gibt kaum noch Beteiligte, die unangepatzt geblieben sind – und die Kreise weiten sich derart aus, dass es bald auch kaum unangepatzte Unbeteiligte geben wird. Medien, Politiker, Zaungäste – alles vermengt zu einem Amalgam, das sich als nicht besonders verträglich herausstellt.

Dass plötzlich der Antisemitismus in den Vordergrund rückt, ist einerseits erfreulich. Sehr erstaunlich, wer alles so plötzlich wie intensiv gegen Antisemitismus auftritt. Rücktrittsforderungen prasselten auf Kern nach der Silberstein-Affäre ein. Gleichzeitig kommt ein Beigeschmack auf. Denn selten hörte man so konzertierte Empörungswellen dort, wo auf Facebook die echtesten antisemitisch und hetzend agierenden Seiten immer noch betrieben werden: von Politikern der FPÖ beispielsweise.

Von den meisten, die sich jetzt empören, war kaum etwas dazu zu hören – und schon gar keine Rücktrittsforderungen an Strache. Auch die AG-Leaks, in ihrer Bösartigkeit eine der erschütterndsten Affären der letzten Jahre, blieben nicht für alle Beteiligten konsequent behandelt.

Allein, dass Silberstein – definitiv kein feiner Zeitgenosse – nun offenbar für alle Übel dieser Welt herhalten muss, hat einen Hautgout: Sogar das Weinköniginnengeflüster, Erwin Pröll betreffend, soll er laut manchen Medien in die Welt gesetzt haben. Diese Verruchtheit und Allmacht, die ihm zugeschrieben werden, erfüllen einige antisemitische Codes per se.(Julya Rabinowich, 7.10.2017)