Italien-Coach Gian Piero Ventura hat bestimmt schon schönere Momente erlebt.

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Davide Zappacosta als Sinnbild des Frustes bei der Squadra Azzurra.

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Die Torwart-Legende ist besorgt, der Nationaltrainer alarmiert, und die Presse bereits in Panik: Nach dem mageren 1:1 (1:0) gegen Mazedonien müssen die Italiener auf dem Weg zur Fußball-WM 2018 in Russland den Umweg über die Play-offs nehmen. Und selbst die sind vor dem Spiel am Montag (20.45 Uhr) gegen Albanien noch nicht endgültig sicher.

"Wir dachten, auf einem höheren Niveau zu sein", sagte Keeper Gianluigi Buffon konsterniert. Die 0:3-Niederlage bei den mittlerweile qualifizierten Spaniern Anfang September habe die Sicherheit geraubt, daher forderte Buffon nach seinem 172. Länderspiel: "Jetzt müssen wir uns mit Stolz aus dieser Lage aufraffen. Wir brauchen eine psychologische Wende."

Trainer Gian Piero Ventura meinte: "Das ist die negativste Phase, seitdem ich dieses Amt übernommen habe." Nach der EM 2016 hatte Ventura Antonio Conte abgelöst und mit der Squadra Azzurra in der Qualifikation Spanien lange Gegenwehr geboten. Die Aufbruchstimmung ist längst verpufft. "Die Azzurri versinken im totalen Chaos", schrieb die Gazzetta dello Sport. Zuletzt hatten die Italiener vor 20 Jahren auf dem Weg zur WM in Frankreich die direkte Qualifikation verpasst.

"Jetzt braucht man ein anderes Italien. Die Leistung sind deutlich unter den Erwartungen. Die Nationalmannschaft hat einen großen Schritt zurück gemacht. So geht es einfach nicht", kommentierte Corriere dello Sport. Zwar müsste schon einiges schief laufen, damit Italien die Play-offs verpasst, doch in den Spielen am 9. und 14. November muss sich der viermalige Weltmeister deutlich steigern.

Island auf bestem Weg

Island ist hingegen auf dem besten Wege, sich für die WM zu qualifizieren. Nach dem überraschend deutlichen 3:0 in der Türkei fehlt am Montag noch ein Sieg gegen Außenseiter Kosovo. "Es gibt nur noch ein Spiel, natürlich denkt man jetzt sofort an die Weltmeisterschaft", sagte Stürmer Jon Dadi Bödvarsson.

Im vergangenen Jahr mischten die Nordeuropäer schon die EM auf und stürmten sensationell bis ins Viertelfinale. Tausende Fans hatten mit ihren "Huh"-Rufen und Choreografien in den Stadien in Frankreich für Gänsehautmomente gesorgt – das könnte es 2018 in Russland erneut geben. Denn die WM-Qualifikation scheint für das Team von Trainer Heimir Hallgrimsson angesichts der Ausgangslage nur noch Formsache zu sein.

Der Kosovo konnte bisher noch keines seiner neun Spiele gewinnen, hat in der Gruppe I lediglich einen Punkt auf dem Konto. Island hat schon deren 19, liegt nach überzeugenden Vorstellungen zwei Zähler vor Kroatien und der Ukraine. "Das ist alles sehr aufregend. Es ist wichtig, dass wir uns jetzt möglichst gut erholen", sagte Bödvarsson.

Noch in der Nacht zu Samstag flogen die Isländer aus dem türkischen Eskisehir zurück auf die Insel. Dort hatten Zehntausende Fans während der EURO im Sommer 2016 die Auftritte ihrer Helden vor riesigen Leinwänden gefeiert. Bei der Rückkehr des Teams nach dem Viertelfinal-Aus gegen Gastgeber Frankreich hatte es eine riesige Party gegeben. Ähnliche Bilder dürfte es auch am Montag geben, sollte das Ticket nach Russland tatsächlich gelöst werden. "Alles hängt jetzt vom letzten Spiel ab. Wir glauben daran", sagte Mittelfeldspieler Kari Arnason.

Kroatien in Not

Vor dem letzten Gruppenduell zittern müssen hingegen die Fans der kroatischen Mannschaft, die am Freitag in Rijeka nicht über ein 1:1 gegen Finnland hinauskam. Die Kroaten, die 17 Punkte gesammelt haben, müssen am Montag beim punktegleichen Tabellendritten Ukraine in Kiew antreten. Dabei könnte der zweite Platz auch noch verloren gehen, womit man das Play-off verpassen würde.

Als Folge des Remis wurde Coach Ante Cacic am Samstag entlassen. Das bestätigte Nationalverbandspräsident Davor Suker dem nationalen Fernsehsender HRT. Der Verband sieht nach dem 1:1 gegen Finnland die Qualifikation für die WM 2018 in Russland in Gefahr und trennte sich mit sofortiger Wirkung von dem 64-Jährigen. Nachfolger wird der 50-jährige Zdravko Dalic. (sid, APA, 7.10.2017)