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Ankunft des irakischen Expräsidenten Jalal Talabani in Sulaymaniya: Nur eine kurdische Fahne schmückte seinen Sarg.

Foto: REUTERS / Ako Rasheed

Sulaymaniya/Wien – Das Leben des Kurdenführers und irakischen Präsidenten von 2005–2014, Jalal Talabani, der vergangenen Dienstag in Deutschland gestorben ist, war geprägt von der Auseinandersetzung mit Bagdad, aber auch mit seinem kurdischen Konkurrenten Massud Barzani: Und auch der Abschied vom liebevoll "Mam Jalal" (Onkel Jalal) genannten 83-Jährigen blieb nicht von Kon troversen verschont.

Um die Heimkehr des toten Talabani zu ermöglichen, hob die irakische Regierung den Bann internationaler Flüge, den sie wenige Tage nach dem kurdischen Unabhängigkeitsreferendum am 25. September verhängt hatte, kurzfristig auf. Bei der Ankunft der Iraq-Airways-Maschine in Sulaymaniya gab es den ersten Ärger: Obwohl die irakische Hymne gespielt wurde, bedeckte nur die kurdische, nicht die irakische Flagge den Sarg. Einige irakische Offizielle verließen aus Protest die Zeremonie, irakische TV-Stationen brachen aus Empörung die Übertragung ab – von der journalistischen Unabhängigkeit halten sie nicht viel.

Streit der Parteien

Beim Begräbnis selbst setzte sich die Fahnenkontroverse fort, wobei laut Berichten auch einige Familienmitglieder Talabanis Ärger darüber zeigten, dass dessen Rolle als erster verfassungsmäßiger Präsident nach dem Sturz Saddam Husseins nicht gewürdigt werden sollte. Das Begräbnis war von der kurdischen Regionalregierung von Präsident Barzani, der den Kurden die Unabhängigkeit versprochen hat, organisiert worden. Diesen Berichten zufolge sorgte Talabanis Witwe, Hero Ibrahim, selbst dafür, dass auf dem Grab auch eine irakische Fahne aufgepflanzt wurde.

Hero Ibrahim, mächtiges Politbüromitglied von Talabanis PUK (Patriotische Union Kurdistan), die von ihrem Vater mitbegründet wurde, hatte am Tag vor dem Tod ihres Mannes bekanntgemacht, dass sie einen von Barzani nach dem Referendum etablierten "Politischen Führungsrat" nicht unterstützt. Dieser soll über die Abspaltung mit Bagdad verhandeln. Die PUK hatte bei Barzanis Referendum nur halbherzig mitgemacht, manche sehen es als innenpolitisches Manöver Barzanis. Die PUK hat an Bedeutung verloren, seit Talabani 2005 nach Bagdad gegangen und 2012 durch einen Schlaganfall amtsunfähig geworden war.

In Wien hat das Büro der kurdischen Regionalregierung ein Kondolenzbuch aufgelegt, auch die irakische Botschaft hatte vom 4. bis 6. Oktober eines aufliegen, aber die Information darüber ging nur an offizielle Stellen. Auf Anfrage am 4. Oktober bei einem irakischen Diplomaten wusste nicht einmal dieser etwas davon. (Gudrun Harrer, 8.10.2017)