Rio de Janeiro – Nach dem Brandanschlag auf einen Kindergarten in der brasilianischen Stadt Janauba sind am Wochenende die ersten Opfer beigesetzt worden. "Wo immer sie war, hat sie Freude verbreitet. Wir werden sie sehr vermissen. Wir vermissen sie schon jetzt. Ich kann nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist", sagte der Onkel eines vierjährigen Mädchens dem Portal "O Globo" bei dem Begräbnis am Samstag.

Ein 50-jähriger Mann war am Donnerstag in den Kindergarten eingedrungen, hatte Feuer gelegt und mehrere Kinder mit Alkohol übergossen und angezündet. Die Zahl der Todesopfer stieg am Samstag auf zehn. Wie die Zeitung "Folha de Sao Paulo" berichtete, erlag ein weiteres Mädchen in einem Krankenhaus in Belo Horizonte seinen Verletzungen.

Einige Opfer in kritischem Zustand

Zu den Toten zählen acht Kinder, eine Kindergärtnerin und der Täter. Mehrere Kinder und Erwachsene werden noch im Krankenhaus behandelt. Einige sind in kritischem Zustand und werden künstlich beatmet. Der Fall hat das Land erschüttert, Staatspräsident Michel Temer äußerte tiefes Mitgefühl. Zahlreiche Menschen nahmen an den Trauerfeierlichkeiten teil.

Der Täter hatte acht Jahre als Nachtwächter in der Einrichtung gearbeitet. Das Motiv war zunächst unklar. Zuletzt hatte er laut einem Bericht von "Folha de Sao Paulo" eine Schicht verpasst. Als ihn die Direktorin zur Rede gestellt habe, habe er gesagt, er sei krank und habe ein ärztliches Attest, wie das Blatt weiter schrieb.

Am Tag der Attacke wollte der Mann offenbar das Attest vorlegen und mit der Leiterin des Kindergartens sprechen. "Das war normal. Schließlich hat er mit ihr zusammengearbeitet. Es gab keinen Anlass zu einem Verdacht", sagte der leitende Ermittler Renato Nunes Henriques.

Dann habe er die Kinder mit Alkohol übergossen und sie in Brand gesteckt. Eine Lehrerin habe versucht, die Kinder zu retten und den Täter zu stoppen. Auch sie kam bei dem Angriff ums Leben.

Zum Zeitpunkt des Angriffs sollen 75 Kinder und 17 Erwachsene in dem Kindergarten gewesen sein. Die Stadt Janauba liegt rund 980 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro im Bundesstaat Minas Gerais. (APA, 8.10.2017)