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Das "Monument der afrikanischen Renaissance" in Senegals Hauptstadt Dakar stammt ebenso aus nordkoreanischer Fertigung wie ähnliche Monumental-Statuen in Namibia und Mosambik.

Foto: APA / EPA / Nic Bothma

Johannesburg – Auf den ersten Blick sieht es wie ein Triumph der Weltmacht aus. Die US-Regierung hat von dem afrikanischen Schurkenstaat Sudan die Zusicherung erhalten, dass Khartum die UN-Sanktionen gegen Nordkorea in Zukunft einhält und dort keine Waffen mehr kauft: Zum Dank dafür hob Washington Ende vergangener Woche seine seit zwei Jahrzehnten bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen den Sudan auf.

Um Pjöngjang und seinen "Raketenmann" zu isolieren, ist die Supermacht offenbar zu weitgehenden Zugeständnissen bereit: Doch ob die Rechnung aufgeht und Nordkorea seinen Rückhalt in Afrika tatsächlich verliert, ist noch längst nicht ausgemacht.

Handel mit Waffen

Denn bisher wurden Sperren oft umgangen, etwa vor einem Jahr in Ägypten. US-Agenten hatten beobachtet, wie ein unter kambodschanischer Flagge fahrender Frachter den Norden der koreanischen Halbinsel verließ und Kurs in Richtung Suezkanal nahm: Der ägyptische Zoll untersuchte das Schiff und fand mehr als 30.000 Panzerabwehrraketen. Nach wochenlangen Recherchen kam her aus, dass der Besteller der illegalen Fracht niemand anderes als die ägyptischen Streitkräfte selbst waren: Sie wollten sich auf diese Weise billige Munition sichern. Auch Eritrea, Angola, die Demokratische Republik Kongo und Uganda sollen Kriegsgerät aus dem Schurkenstaat beziehen oder zumindest bezogen haben.

Die Regierung in Pjöngjang suche in "zunehmendem Ausmaß und mit immer raffinierteren Methoden" den Boykott zu brechen, klagte eine Expertengruppe der UN jüngst in ihrem Bericht. Schon während des Kalten Krieges unterstützte Pjöngjang zahlreiche Befreiungsbewegungen: Regierungen in Simbabwe, Angola, Namibia und Mosambik fühlen sich noch heute den asiatischen Brüdern zu Dank verpflichtet.

Wenn es darum ging, dem Kampf gegen die Kolonialherrscher ein Denkmal zu setzen, wurde stets die nordkoreanische Monumentenschmiede "Mansudae Overseas Projects" bemüht: Ganz ähnliche Monumentalfiguren strecken heute in Windhuk, Maputo oder Dakar ihre stolzgeschwellten und in Bonze gegossenen Heldenbrüste gen Himmel.

Diplomaten verwickelt

Nicht weniger begehrt unter den neuen afrikanischen Machthabern waren nordkoreanische Offiziere als Militärausbilder. Simbabwes Präsident Robert Mugabe setzte sie Anfang der 1980er-Jahre zum Schliff seiner fünften Brigade ein, die schließlich auszog, um mehr als 20.000 Angehörige des simbabwischen Minderheitenvolks der Ndebele zu meucheln. Auch Uganda vertraute das Training seiner Truppen den nordkoreanischen Stechschrittsoldaten an. Vor allem aber tritt der fernöstliche Freund als preiswerter Waffen- und Munitionslieferant in Erscheinung. Außer dem Sudan bezogen auch Eritrea, Angola, Mosambik, Tansania sowie der Kongo regelmäßig Kriegsgerät.

Je mehr die offiziellen Deals behindert würden, desto mehr würden sie in den Untergrund verlegt, ist Julian Rademeyer überzeugt. Der südafrikanische Journalist weiß, wovon er redet: Er ist den Verwicklungen Pjöngjangs ins illegale Geschäftemachen, vor allem in den Handel mit verbotenen Tierprodukten, nachgegangen. Im Mittelpunkt der Netzwerke stehen offenbar schlecht bezahlte nordkoreanische Diplomaten. Sowohl in Simbabwe als auch in Südafrika wurden bereits Gesandte aus Pjöngjang verhaftet, die aber immer wieder freigelassen wurden. Einer von ihnen, Han Tae-song, ist nun Chef der nordkoreanischen UN-Mission in Genf. Schätzungen zufolge soll Pjöngjang jährlich bis zu einer Milliarde Dollar aus illegalen Geschäften einnehmen. (Johannes Dieterich, 8.10.2017)