Der Stresstest soll wie der Name schon sagt, Auskunft darüber geben, wie stabil Banken in Stresssituationen sind.

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Wien/Mailand/Frankfurt –Noch lässt sich die Europäische Zentralbank (EZB) nicht ins Blatt blicken, wie sie künftig mit ihrer Negativzinspolitik und den Anleihekäufen verfahren will – denn weltweit stehen die Zeichen auf Normalisierung der Geldpolitik. In ihrer Funktion als Bankenaufsicht hat die Notenbank Europas Geldhäuser aber bereits darauf abgeklopft, wie sie mit veränderten Zinsen zurechtkommen würden. Das Ergebnis: Die Finanzinstitute könnten Zinsschocks unterm Strich gut verdauen, jede siebente Bank jedoch nur mit Bauchweh.

Resultate für einzelne der 111 auf Grundlage der 2016er-Bilanz getesteten Banken veröffentlicht die EZB nicht. Wie viele Institute aus Österreich darunter sind, teilte die Notenbank auf Nachfrage nicht mit. Die Ergebnisse sollen jedoch in die diesjährige Bankenprüfung der Notenbank einfließen. Insgesamt würden sich die Kapitalanforderungen für die Institute dadurch nicht ändern, sehr wohl könnten sie für einzelne Geldhäuser aber angepasst werden. Davon betroffen dürften hauptsächlich jene 17 Banken sein, die mit der Note Vier das schwächste Ergebnis eingefahren haben. Im Gegenzug dürfen zwölf Geldhäuser mit gutem Abschneiden auf eine Lockerung hoffen.

Wetten auf Zinsentwicklung

Dabei missfällt den Aufsehern grundsätzlich, dass etliche Banken Kundenverhalten nur für ein sinkendes Zinsniveau prognostiziert hätten – was die EZB als Wetten auf die Zinsentwicklung ansieht und aufgrund dessen sie negative Überraschungen befürchtet. Besser kommen Absicherungen über Derivate an, da dies die Risiken senke. Dem Test zugrunde gelegt wurden sechs hypothetische Zinsschocks in beide Richtungen: Bei einem Anstieg um zwei Prozentpunkte würden die Institute etwa bis 2019 im Schnitt ein um 10,5 Prozent höheres Nettozinsergebnis einfahren, dabei würde sich ihr wirtschaftliches Eigenkapital aber um fast drei Prozent verringern.

Unterdessen stemmen sich Italiens Institutionen mit seltener Einigkeit gegen die angekündigte EZB-Bankenrichtlinie. Demnach müssten die Banken ihre neuen, unbesicherten, faulen Kredite innerhalb von zwei Jahren in der Bilanz abschreiben. Bei besicherten Ausleihungen wird eine Frist von sieben Jahren gewährt. Die zusätzlichen Kosten für Italiens Banken werden von der Investmentbank Equita auf 1,5 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

"Bankenkrisen verhindern"

"Die EZB sollte Bankenkrisen verhindern, diese nicht fördern", wettert Ex-Regierungschef Matteo Renzi über Twitter. Und Antonio Tajani, Präsident des Europäischen Parlaments, kritisiert: "Bürokraten dürfen nicht Kompetenzen des Europäischen Parlaments ersetzen." Giovanni Sabatini, Generaldirektor des Bankenverbandes ABI, fordert ein Eingreifen des europäischen Verbands.

"Der Markt ist in Bewegung geraten", meint hingegen der Chef von Banca Ifis, Giovanni Bossi. Die von Egon Fürstenberg in den 1980er-Jahren gegründete Bank zählt neben den US-Investoren Fortress und Pimco zu den wichtigsten Abnehmern fauler Kredite.

Kredit-Systemkrise in Italien abgewendet

Italiens Bankensektor musste heuer eine Kredit-Systemkrise abwenden. Dieses Risiko war in den vergangenen Jahren durch den Berg von 365 Milliarden Euro an faulen Krediten entstanden. Dank Maßnahmen der Regierung und wachsendem Interesse ausländischer Finanzinvestoren wurden bereits 100 Milliarden an Problemkrediten abgegeben.

(aha, tkb, 9.10.2017)