Die Gleichachtung der Geschlechter und andere Probleme: "Karoshi X".

Foto: Acme-Theater

Villach – Auch wenn es die TV-Anstalten nicht glauben, es ist so: Das Konzept der Superfrau ist von der Natur bereits entwickelt und an 51 Prozent der Weltbevölkerung erfolgreich verwirklicht.

Es ist nichts als eine Laune der Natur, dass Rosarot die Lieblingsfarbe der prallsinnigen Vicky ist, die in der Castingshow-Persiflage Karoshi X des Villacher Acme-Theaters von Lisa-Maria Sommerfeld verkörpert wird. Denn sie war immer schon voll daneben, die Konditionierung von Mädchen mit Rüschen, Mascherln und Herzen in Orgien von Rosarot.

Der Tiefsinn von Konfektionsgrößen, in die schon der Busen nicht passt, liegt darin, auf die Nachsicht anderer angewiesen zu bleiben. In Form der restlichen 49 Prozent der Weltbevölkerung sind diese anderen wunderbarerweise auch immer schon parat.

Männer im Lift

Also zum Beispiel allein mit lauter Männern im Lift. Nachsichtige Männer, die in der Drogerie beim Kondomeinkauf den dazu angebotenen Plastiksack mit der Bemerkung ablehnen: "So hässlich ist sie nicht." Schlimmer ist nur noch die Vorstellung, da wären nicht viele Männer im Lift, sondern bloß einer. Einer, dem es nicht peinlich ist, dass die Gleichachtung der Geschlechter nicht und nicht vom Fleck kommt. Was macht frau da? In Karoshi X entscheiden sich Vicky und die von Tamara Stern und Daniela Graf gespielten weiteren Superfrauen für die Devise: "This show must not go on!" Eine Katastrophe. Also für die TV-Anstalt, die mit dem Casting als Reality-Event punkten wollte.

Aber irgendwie auch zum Lachen für das Publikum der von Acme-Initiator Martin Dueller inszenierten Produktion, die passenderweise im Filmstudio des Villacher Stadtkinos gezeigt wird. Denn der Umkehrschub findet offstage in einer bewusst unprofessionellen Videoeinspielung aus der Garderobe statt.

Sprudelnd wie von Woody Allen

Da sprudelt der von Dueller und dem Dramatiker Andreas Thaler entwickelte Text in geradezu Woody-Allen-artiger Tragikomik hörenswert aus den Mündern der eingeschüchtert Sehnsüchtigen (Daniela Graf), der abgeklärt Aufbegehrenden (Tamara Stern) und der freigeistig Lustvollen (Lisa-Maria Sommerfeld). (Michael Cerha, 9.10.2017)