Mark Zuckerberg hat seinen virtuellen Spaß vor dem Hintergrund des sehr realen Leids anderer.

Screenshot: STANDARD

Es sollte eine beeindruckende Demonstration der Möglichkeiten von Virtual Reality sein, und zeigte doch vor allem eines: Wie abgehoben Teile des Silicon Valleys von der Realität vieler Menschen sind. So sieht man es zumindest bei The Next Web, wo man scharfe Kritik an einem aktuellen Auftritt von Facebook-Chef Mark Zuckerberg übt.

Facebook Spaces

Mit seiner Oculus Rift nahm Zuckerberg am Montag eine virtuelle Reise vor, und übertrug diese gleich per Livestream auf das von ihm gegründete soziale Netzwerk. So weit nichts ungewöhnliches, nimmt Zuckerberg doch öfters solche Touren vor, um die Fähigkeiten der VR-Plattform Facebook Spaces zu demonstrieren. In diesem Fall sorgte aber die Auswahl der Orte für einige Verblüffung: Neben dem Mond und seinem eigenen Haus, bewegte sich der Facebook-Gründer nämlich auch durch das noch immer unter den Folgen von Hurrikan Maria leidende Puerto Rico.

Horrotrip

Und es folgte, was folgen musste: Zuckerberg ließ sich zu Sätzen wie "Es fühlt sich so an, als wären wir gerade wirklich in Puerto Rico" hinreißen – offenbar vollkommen ausblendend, dass er gerade mit einer VR-Brille bequem im Facebook-Hauptquartier sitzt, während in dem Inselstaat vielerorten noch nicht einmal Strom- oder Telefonversorgung wiederhergestellt ist. Es folgen weitere "Highlights" etwa ein "High Five" mit einer anderen Facebook-Mitarbeiterin vor dem zerstörten Haus eines Sturmopfers.

Gedacht war das Ganze, um auf Facebooks Bemühungen in Fragen Katastrophenhilfe hinzuweisen, und für diese zu werben. Zuckerberg selbst schien aber vor allem von der Technik begeistert zu sein, und betonte immer wieder wie "magisch" es sei, das Virtuelle Realität so einen Trip ermögliche.

Hintergrund

Der Facebook-Gründer hatte in den letzten Jahre zunehmend stärker darauf geachtet, an seinem Ruf zu arbeiten, und solche Fehltritte zu vermeiden – angeblich auch vor dem Hintergrund politischer Ambitionen, wie immer wieder kolportiert wird. Der VR-Auftritt erinnerte aber wieder an den alten Zuckerberg aus den Frühjahren von Facebook, der keinerlei Fähigkeit zur Selbstreflexion aufweise, wie es The Next Web auf den Punkt bringt. (red, 10.10.2017)