Frankfurt/Main – Wenn es so etwas wie einen König der Buchmesse gibt, dann wurde er am Montag gekrönt. Wobei dieses Bild im Sinne des Demokraten Robert Menasse notwendigerweise falsch ist. Außerdem wurde er gewählt.

Er wolle "gute Literatur machen, aber ich will auch eine bestimmte Form von Wirksamkeit", reagierte er inzwischen ausführlicher auf seinen Buchpreis-Gewinn. "Ich habe den Anspruch, dass ich literarisch verdichte, was zentrale Fragen unserer Zeitgenossenschaft sind, und damit auch mithelfe, einen Diskurs zu befeuern." Es freue ihn, dass Menschen meinen, das "große Abstraktum EU" habe durch seinen Roman "ein Gesicht bekommen".

Bundespräsident Alexander Van der Bellen nennt Menasse auf Twitter einen "Verfechter des gemeinsamen Europas", für Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) ist Die Hauptstadt ein Buch "über unsere Wirklichkeit und Gegenwart, samt ihren verpassten Möglichkeiten". "Eine würdige Anerkennung seines jahrzehntelangen Diensts an der Exaktheit", nannte der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) den Preis: "So wie Menasse unsere Österreich-Vorstellung zurechtgerückt hat, korrigiert er in seinem Buch den Blick auf unser Europa. Schonungslos, aber nie unter Verlust der Zuneigung."

Verlage für Pluralität

Von verlorener Zuneigung kann man auch abseits dessen in Frankfurt nicht klagen, ist jene zum Wort doch etwa wohlbegründet. Es sei "die Stunde der Buchbranche", hieß es in den Reden am Eröffnungstag, denn Verlage und Buchhandlungen "fördern Dialog, verlässliche Information und Meinungsbildung" und stünden so für Pluralität. Insbesondere angesichts einer von Spaltung bedrohten Bevölkerung.

Es braucht wohl eine Buchversion der eierlegenden Wollmilchsau, um auch die nötigsten Adressaten zu erreichen. Die anderen kommen ohnehin. Mag der Aufbau einer besseren Welt also noch dauern, zumindest jener in den vier Messehallen sollte früher abgeschlossen sein. (wurm, 10.10.2017)