Berlin – Der Chef der EU-Grenzschutzbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, hat die libysche Küstenwache für ihr hartes Vorgehen gegen Flüchtlingshelfer im Mittelmeer kritisiert. Gegenüber den Rettungseinsätzen internationaler Hilfsorganisationen trete Libyens Küstenwache "zum Teil aggressiv und gewalttätig" auf, sagte Leggeri der Zeitung "Die Welt" vom Mittwoch. "Das muss sich verbessern."

Klar sei allerdings auch, dass Libyen in der Lage sein müsse, Schlepper bereits an der Küste zu stoppen. Es sei daher hilfreich, dass die EU die Ausbildung der libyschen Küstenwache verbessern wolle.

Keine Entwarnung möglich

Laut Frontex ist die Zahl der Flüchtlinge, die über die Mittelmeerroute aus Libyen in Italien eintreffen, in den vergangenen Monaten um etwa 50 Prozent gesunken. "Trotzdem sind es immer noch zu viele, die illegal über das Mittelmeer einreisen", so Leggeri. "Entwarnung kann ich nicht geben."

Libyen ist eines der Haupttransitländer für Flüchtlinge aus Afrika auf ihrem Weg nach Europa. Das Land wird in weiten Teilen von bewaffneten Milizen kontrolliert. Mit europäischer Unterstützung versucht die libysche Küstenwache Flüchtlinge abzufangen, ehe sie internationale Gewässer erreichen. Dieses Vorgehen stößt bei Hilfsorganisationen auf Kritik, die zum Teil mit eigenen Schiffen in den Gewässern unterwegs sind und sich durch Libyens Marine bedrängt fühlen. (APA, 11.10.2017)