Schon länger im Tiefflug unterwegs: Die deutsche Airberlin. Nun wird es aber ernst.

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Berlin/Schwechat/Frankfurt – Es ist ein Abschied auf Raten: An diesem Sonntag fliegt Air Berlin zum letzten Mal über den Atlantik. New York, Miami und alle anderen Langstrecken-Ziele fallen dann weg. Zwei Wochen später verschwindet der Name Air Berlin ganz vom Flugplan – nach fast vier Jahrzehnten.

Die Konzerntöchter Niki und LGW haben dann vielleicht einen neuen Besitzer, die Entscheidung im wochenlangen Flugzeug-Poker fällt möglicherweise an diesem Donnerstag. Einige Folgen sind schon absehbar.

Bleibt mein Air-Berlin-Ticket gültig?

Nach dem 15. Oktober gibt es keine Langstreckenflüge mehr. Die letzten Maschinen mit einer Air-Berlin-Flugnummer (AB) werden Ende Oktober starten. Spätestens ab dem 28. Oktober sei im Insolvenzverfahren ein eigenwirtschaftlicher Verkehr "nicht mehr möglich", stellte die Geschäftsführung fest. Tickets für spätere Flüge verlieren ihre Gültigkeit. Flugscheine der nicht insolventen Tochterfirma Niki kann man hingegen weiter nutzen.

Wird der Kaufpreis für annullierte Flüge erstattet?

Geld zurück gibt es nur für jene Flüge, die nach dem Insolvenzantrag vom 15. August gebucht und bezahlt wurden. Die Kunden können mit einer Rückzahlung vom eigens für diese Fälle angelegten Treuhand-Konto rechnen. Wer bis zum 15. August gebucht hat, wird aller Voraussicht nach nichts oder nur sehr wenig vom Kaufpreis wiedersehen. Das Geld dieser Passagiere ist – sofern noch vorhanden – Teil der Insolvenzmasse. Diese Kunden müssen als Gläubiger eine Forderung beim Insolvenzverwalter anmelden. Das Verfahren kann Jahre dauern. Am Ende dürfte für sie kaum etwas übrig bleiben.

Wer sichert sich was bei Air Berlin?

Der Vorstand verhandelt seit knapp drei Wochen ausschließlich mit Lufthansa und Easyjet über den Verkauf großer Teile der Fluggesellschaft. Die Lufthansa könnte mehr als die Hälfte der noch 134 Flugzeuge übernehmen. Kommt bis zum vereinbarten Zieldatum 12. Oktober keine Einigung zustande, gilt die Exklusivität der Gespräche nicht mehr. Dann könnte zum Beispiel der Ferienflieger Condor zum Zuge kommen, der auf einer Warteposition steht. Ein Komplettverkauf der bisherigen deutschen Nummer zwei an den Marktführer Lufthansa gilt als kartellrechtlich ausgeschlossen.

Was wird aus den Beschäftigten?

Ein Teil der rund 8.000 Mitarbeiter wird neue Arbeitsplätze finden – ob es die vom Vorstand erhofften 80 Prozent sind, ist aber fraglich. Piloten und Flugbegleitern werden gute Chancen im wachsenden Luftverkehrsmarkt eingeräumt, für die Kollegen aus der Technik und der Verwaltung sind die Aussichten trüber. Kollektiv übernehmen will die Lufthansa die Belegschaft oder Teile davon nicht.

300 Mitarbeiter sind bisher zur Lufthansa gewechselt, der Marktführer hat 1.000 Stellen ausgeschrieben. Die Tochter Eurowings will an diesem Freitag bei einer Jobmesse in Berlin um neue Leute werben – allerdings mit deutlich niedrigeren Gehältern, wie die Gewerkschaften kritisieren.

500 Stellen haben Unternehmen aus der Region am Dienstag angeboten, darunter die Deutsche Bahn und Zalando. Mehrere tausend Stellen sind beim Land Berlin offen. Doch der Wechsel aus der Buchungszentrale ins Bürgeramt ist noch nicht geebnet.

Mit den Gewerkschaften laufen Verhandlungen über einen Sozialplan. Dabei dürfte es eher darum gehen, wer noch ein paar Monate helfen darf, die Air Berlin abzuwickeln. Geld für Abfindungen dürfte nicht mehr da sein, wie aus dem Verhandlungsumfeld zu hören ist. (APA, 11.10.2017)