Pullman – Über Jahrtausende hinweg stieß ein Vulkan im Nordwesten der heutigen USA bei einer Eruption nach der anderen gigantische Mengen an Schwefeldioxid aus. Die vom Vulkan erzeugte Wolke verhüllte die Sonne und kühlte die Erde ab. Nach Berechnungen von Forschern der Washington State University war es eines der größten bekannten vulkanischen Ereignisse der Erdgeschichte, übertroffen nur von den Eruptionen im Sibirischen Trapp und im Dekkan-Trapp.

Der große Unterschied: Die beiden letzteren Ereignisse werden mit zwei der bekanntesten und größten Massenaussterbeereignisse aller Zeiten in Verbindung gebracht, vor etwa 250 respektive 66 Millionen Jahren. Der Ausbruch im pazifischen Nordwesten hingegen hatte offenbar keine auch nur annähernd vergleichbaren Folgen. Er fand vor etwa 16,5 Millionen Jahren statt, und der Fossilienbefund aus dieser Zeit zeigt keinen drastischen Einschnitt.

Diese Basaltklippen im US-Bundesstaat Washington sind die Überreste der einstigen Lavaströme.
Foto: Dean Hare, WSU Photo Services

Dabei war die Größenordnung bemerkenswert: Laut der in "Geology" veröffentlichten Studie wurden hier im Verlauf einiger zehntausend Jahre zwischen 242 und 305 Milliarden Tonnen Schwefeldioxid freigesetzt. Das sei 4.000 Mal mehr als beim Ausbruch des indonesischen Tambora im Jahr 1815, der zum berühmten "Jahr ohne Sommer" führte. Oder wie das Team um Klarissa Davis und John Wolff es ausdrückt: eine tägliche Tambora-Eruption über elf bis sechzehn Jahre hinweg.

Regional müssen sich die Emissionen, die zu saurem Regen führten, verheerend ausgewirkt haben, so die Forscher. Und global führten sie zu einer – insgesamt betrachtet – kurzen Abkühlung mitten in einer längeren warmen Periode. Trotzdem waren die Umweltveränderungen offenbar nicht drastisch genug, um zu einem Massenaussterben zu führen. Für unsere Gesellschaft wäre ein heutiger Ausbruch in dieser Größenordnung allerdings verheerend, sagt Wolff. (jdo, 11. 10. 2017)