Ein Buckelwal aus der Sicht einer Flugdrohne.
Foto: John Durban (NOAA), Holly Fearnbach (SR3) und Lance Barrett- Lennard (Coastal Ocean Research Institute)

Woods Hole – Bei gestrandeten Walen finden sich häufig Anzeichen für Infektionen der Atemwege: Grund genug, sich das Mikrobiom gesunder Wale einmal genauer anzuschauen, um Vergleiche ziehen zu können. Einen wichtigen Teil dieses Mikrobioms – also der Gesamtheit aller den Wal "besiedelnden" Mikroorganismen – findet man in seinen Atemwegen und damit auch im sogenannten Blas, den er beim Auftauchen meterhoch ausstößt.

Um den Blas zu analysieren, setzte man bisher auf eine Methode, die einiges an Fingerspitzengefühl erfordert: Dafür mussten sich Forscher in einem Boot vorsichtig dem Wal nähern und dann eine lange Stange mit einer Petrischale an der Spitze über die Blaslöcher halten. Das ist für die beteiligten Menschen nicht ganz risikolos – mehr noch aber stört Forscher an dieser Methode, dass sie durch ihre Annäherung den Wal in Bedrängnis bringen und damit stressen.

Deshalb haben US-Forscher einen neuen Weg ausbaldowert, die der Wal angeblich gar nicht bemerkt: Sie lenken eine Flugdrohne durch den Blas. Der ferngesteuerte Hexacopter – also die mit sechs Rotoren versehene Variante – trägt eine Petrischale an der Oberseite. Außerdem ist er mit Kameras ausgerüstet, damit anschließend der allgemeine körperliche Zustand des Tiers über hochauflösende Bilder bewertet werden kann.

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Die meisten Multirotor-Flugdrohnen haben vier Rotoren, bei einem Hexacopter sind es dem Namen entsprechend sechs.
Foto: AP Photo/Alex Brandon

Wie die Forscher um Amy Apprill von der Woods Hole Oceanographic Institution berichten, wandten sie diese Methode erstmals in einem Probelauf 2015 an. Nach dem ersten Erfolg setzten sie sie bei mittlerweile bereits 26 Buckelwalen aus zwei verschiedenen Populationen ein. Die Detailergebnisse veröffentlichten sie im Journal "mSystems" der American Society for Microbiology.

Die Untersuchung zeigte auch, dass sich die mikrobiellen Gemeinschaften im Walblas stark von denen im Meerwasser unterscheiden. Das ist als Beleg dafür zu werten, dass das, was da ausgepustet wird, tatsächlich im Inneren des Wals gelebt hat. Ein weiterer ist, dass die verschiedenen Proben einander stark ähnelten, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunftsregion des Wals. 25 verschiedene Gruppen von Bakterien scheinen den Kern dieses normalen Wal-Mikrobioms auszumachen.

Als Nächstes möchten die Forscher ihre Untersuchungen ausweiten: Zum einen soll der Blas von erkennbar kranken beziehungsweise schwachen Tieren untersucht werden. Außerdem soll die Analyse von Bakterien auch auf Pilze und Viren ausgedehnt werden. (jdo, 14. 10. 2017)