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Blasen können platzen wie Luftballons. Die letzte löste 2008 die schwere Finanzkrise aus, an deren Folgen die Welt noch heute laboriert.

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IWF-Finanzexperte Tobias Adrian sieht schon wieder Turbulenzen in Sicht.

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Washington – Der Internationale Währungsfonds (IWF) verschärfte am Mittwoch seine Warnungen vor einer Überhitzung an den Finanzmärkten. "Die Suche nach Rendite könnte zu weit gegangen sein", sagte Tobias Adrian, oberster Finanzexperte des IWF in Washington.

Sorgen bereit dem Währungsfonds die Entwicklung an den globalen Anleihenmärkten. Über diese Märkte besorgen sich Unternehmen und Staaten einen großen Teil ihrer benötigten externen Finanzmittel. Das Problem lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die Notenbanken in den USA, Japan und in Europa haben als Reaktion auf die Krise die Zinsen massiv gesenkt. Mit sicheren Finanzpapieren lässt sich daher kaum noch Geld verdienen. Als Reaktion sind Banken, Versicherungen, Pensionsfonds und andere Investoren immer öfter bereit, Geld an Unternehmen und Staaten zu verleihen, die bereits hochverschuldet sind. Sie unterschätzen die damit verbundenen Risiken – sprich das Geld wird zu billig verborgt, sagt der Währungsfonds.

Das billige Geld verleitet viele Unternehmen dazu, sich weiter zu verschulden. Als Folge steigt die Zahl jener Firmen, die von Ratingagenturen als riskant eingestuft werden. Der Anteil an Unternehmen am Anleihenmarkt, die gerade noch als investitionswürdig gelten, war in der Eurozone und in den USA noch nie höher. Der Währungsfonds sieht weiter mögliche Vorboten für Probleme. Die private wie öffentliche Verschuldung der größten 20 Industrie- und Schwellenländer ist heute höher als vor der Finanzkrise.

Preisfluktuationen an Finanzmärkten

Hinzu kommt ein spezielles Phänomen: Preisfluktuationen an den Finanzmärkten können in gewöhnlichen Zeiten dafür sorgen, dass Investoren merken, dass der Wert ihrer Finanzpapiere auch sinken kann – das dient dann als eine Art Warnschuss. Doch derzeit gibt es diese Volatilität nicht, weil so viel Geld für riskante Investments zur Verfügung steht.

Aufseher und Notenbanker sollten gegensteuern, fordert der Fonds in seinem ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht. Die Aufsicht sollte zusätzliche Auflagen an Banken, Versicherungen und Fonds erwägen. Ein Ende der Politik des billigen Geldes verlangt der IWF aber in der Eurozone und in Japan nicht, solange die Inflation noch ansteigt. In den USA hat die Notenbank Fed bereits damit begonnen, die Zinsen anzuheben.

Der Fonds hat in einer Modellrechnung versucht zu schätzen, was passiert, wenn eine abrupte Korrektur an den Märkten erfolgt – die Risikokosten also rasant steigen. Der Aufschwung wäre gefährdet, so die Analyse. Stark betroffen wäre vor allem die Eurozone, wo in Südeuropa eine neue Krise ausbrechen könnte. (szi, 12.10.2017)