"Großer Zeh", fürwahr: Reste der Statue von Psammetich I.
Foto: Dietrich Raue/Universität Leipzig

Leipzig – Im März diesen Jahres war in einem Slum in Kairo der Torso und der halbe Kopf einer ursprünglich acht bis neun Meter hohen Statue gefunden worden. Zunächst schrieb man diese Ramses II. zu, da sie sich auf dem Areal eines früheren Tempels des Pharaos im antiken Heliopolis befand. Später stellten Experten jedoch klar, dass die Statue Psammetich I. darstellte, einen Pharao aus dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung – 600 Jahre nach Ramses II.

Doch Psammetichs älterer Vorläufer war tatsächlich nicht weit, wie die Universität Leipzig berichtet: Bei neuen Grabungen konnte ein ägyptisches-deutsches Team Teile einer Kolossalstatue freilegen, die tatsächlich aus der Zeit von Ramses II. stammt. Sie entdeckten eine Basis der Statue, einen Unterschenkel und einen Oberarm des Pharaos. "Die Statue war ersten Schätzungen zufolge etwa sechs Meter hoch und wahrscheinlich sitzend", sagt Dietrich Raue, Kustos des Ägyptischen Museums.

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Sein Name ist nicht Ramses und auch nicht Ozymandias, sondern Psammetich.
Foto: REUTERS/Mohamed Abd El Ghany

Diese Fragmente fanden sich zwischen weiteren Teilen, die zur Statue Psammetichs gehörten. Insgesamt stellte das Grabungsteam 1.920 Quarzit-Fragmente des Unterteils der Psammetich-Statue sicher, darunter drei etwa zehn Zentimeter breite Zehen sowie ein wichtiger Teil des Rückenpfeilers mit dem Namen des Pharaos. Die einzelnen Fragmente sind zwischen 10 und 150 Zentimeter groß und müssen nun zusammengesetzt werden. "Wir müssen puzzeln", sagt Raue, der nun sicher ist, dass die riesige Quarzit-Figur Psammetichs aufrecht stand und ohne Basis etwa neun Meter hoch war.

Zuvor hatten die Experten außerdem Reste eines riesigen Sphinx gefunden, unter anderem eine 32 Zentimeter breite Kralle. Ebenso wurden Reste eines etwa fünf bis sechs Meter hohen Falken entdeckt. Allein dessen Auge sei 30 Zentimeter breit. Als "zusätzliche Überraschung" bezeichnete Raue die Basalt-Fragmente einer sogenannten Heiler-Statue, eines Priesters aus dem 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Dies sei der jüngste Fund gewesen.

Reste einer Heiler-Statue aus dem 4. Jahrhundert v. u. Z.
Foto: Dietrich Raue/Universität Leipzig

"Das meiste haben wir bei unserem letzten Grabungsversuch am 28. September auf einem Areal von vier mal drei Metern gefunden", berichtet der Ägyptologe. Der Mix aus verschiedenen Zeitaltern und Materialien auf kleinstem Raum sei entstanden, weil in der Vergangenheit immer wieder Steinräuber am Werk waren, die härtere Gesteinsteile der Statuen nicht für ihre Bauvorhaben verwenden konnten und daher auf dem Areal von Heliopolis zurückließen. (red, 13. 10. 2017)