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Aus, Schluss, vorbei: Tausende Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Ein schwieriger Neuanfang steht ihnen bevor. 100.000 Tickets verfallen. Der Flugbetrieb wird am 28. Oktober eingestellt.

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Wien – Es ist ein Abschied auf Raten: Am Sonntag fliegt Air Berlin (AB) zum letzten Mal über den Atlantik. New York, Miami und alle anderen Langstreckenziele fallen dann weg. Zwei Wochen später verschwindet der Name Air Berlin ganz vom Flugplan.

Weil Air Berlin auch in Deutschland ein Loch hinterlässt, setzt die Lufthansa auf der innerdeutschen Rennstrecke wie Berlin-Frankfurt, die nahezu im Stundentakt geflogen wird, zumindest im November den Jumbojet Boeing 747 für maximal 371 Passagiere ein. Der gesamte Lufthansa-Konzern (inklusive AUA und Eurowings) profitierte bereits von der Air-Berlin-Pleite durch einen deutlichen Passagierzuwachs – und gestiegene Ticketpreise.

Am Donnerstag könnte ein Käufer präsentiert werden. Neben der Lufthansa wurden zuletzt auch mit Easyjet Exklusivverhandlungen über Teile der AB geführt. Sollten die Engländer doch nicht wollen, kann Air Berlin auch mit anderen Interessenten wie Condor über den verbleibenden Rest von Air Berlin verhandeln. Niki fliegt weiter, künftig als Teil des Lufthansa-Konzerns. Auch die Flüge, die Air Berlin unter dem Logo der Lufthansa-Tochter Eurowings durchführt, oder jene Flieger, die von der AUA gemietet wurden, fliegen weiter.

Neue Arbeitsplätze

Ein Teil der rund 8000 AB-Mitarbeiter wird neue Arbeitsplätze finden – ob es die vom Vorstand erhofften 80 Prozent sind, ist fraglich. Piloten und Flugbegleitern werden gute Chancen im wachsenden Luftverkehrsmarkt eingeräumt, für die Kollegen aus der Technik und der Verwaltung sind die Aussichten trüber. Kollektiv übernehmen will die Lufthansa die Belegschaft oder Teile davon nicht. 300 Mitarbeiter sind bisher zur Lufthansa-Gruppe gewechselt, der Marktführer hat 1000 Stellen ausgeschrieben. Eurowings will am Freitag bei einer Jobmesse in Berlin um neue Leute werben – allerdings mit deutlich niedrigeren Gehältern.

500 Stellen haben Unternehmen rund um Berlin angeboten, darunter die Deutsche Bahn und Zalando. Mehrere Tausend Stellen sind beim Land Berlin offen. Mit den Gewerkschaften laufen Verhandlungen über einen Sozialplan. Geld für Abfindungen dürfte nicht mehr da sein.

Gegründet wurde AB 1978 übrigens vom Pan-Am-Piloten Kim Lundgren. Der Amerikaner hatte wegen der Ölkrise seinen Job verloren und die Charterfluggesellschaft gegründet. Die Firma musste in den USA eingetragen werden, weil vor dem Mauerfall nur Alliierte Berlin anfliegen durften. (Claudia Ruff, 11.10.2017)