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In der Wüste gibt es wohl kaum Anrainer, die sich gegen eine Batteriezellenfertigung wehren.

Foto: Reuters/James Glover

Wien/Brüssel – Tesla-Chef Elon Musk stampft zusammen mit Panasonic im US-Bundesstaat Nevada um fünf Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro) eine Gigafabrik aus dem Boden, die ab 2020 Batterien und Akkupacks für stationäre Stromspeicher liefern soll. Die erste sogenannte "Gigafactory" im Wüstenstaat wird derzeit schrittweise ausgebaut und produziert Batterien sowie Bauteile, die im kalifornischen Fremont in die Fahrzeuge eingebaut werden. Am Ende soll sie genug Batterien für eine Million Fahrzeuge im Jahr herstellen können.

Tausende Beschäftigte

Musks Vision für die Milliarden Dollar teuren "Gigafactories" mit tausenden Beschäftigten ist, dass dort sowohl Batterien als auch die fertigen Autos gebaut werden sollen. Allerdings kommt Musk bei seinen Visionen bekanntlich häufig die Realität in die Quere. Dass dies dem Fortschreiten der E-Mobilität keinen wirklichen Abbruch tut, ist mittlerweile allerdings auch klar. Schon vor Monaten haben Frankreich und Großbritannien den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor angekündigt, Norwegen gilt als Vorreiter dieser Entwicklung. China will ab 2040 nur noch E-Autos zulassen. Europas Autobauer haben spät aber doch erkannt, dass sie am Thema nicht mehr vorbeikommen.

Europäisches Bündnis

Die EU-Kommission will bis Anfang nächsten Jahres ein europaweites Bündnis für die Batterieherstellung erreichen. Bei einem Batteriegipfel am Mittwoch in Brüssel seien die "ersten Bausteine gelegt" worden, erklärte der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic. Er drängt auf "mehrere Gigafabriken" für die Batterieproduktion in der EU.

Es gehe um 250 Millionen Euro jährlich und um die Schaffung von bis zu fünf Millionen neuer Jobs. Die Entwicklung könnte auch dazu führen, dass durch mehr Wettbewerb die Strompreise sinken. Die Kosten für Erneuerbare Energien würden derzeit kontinuierlich nach unten gehen, "sie sinken praktisch täglich", meinte Sefcovic. Es sei notwendig, sich nun stärker auf die elektrische Mobilität zu konzentrieren. Wesentlich sei, europäische Lieferketten, Finanzierungen, Investitionen zu schaffen und alle interessierten Kreise mit einzubeziehen. Am 8. November will die Kommission ihr Mobilitätspaket vorstellen.

Asiatische Dominanz

Ziel ist es, die asiatische Dominanz auf dem Gebiet zu brechen. Eingekauft werden die Stromspeicher derzeit hauptsächlich in Asien. Dort sitzen die Hersteller, die Batterien für Elektroautos in großen Serien herstellen. Bei Samsung SDI in Südkorea, bei LG Chem aus Südkorea mit Fabriken in Ungarn und Polen. Panasonic produziert in Japan, Byd in China. Die europäische Industrie ist sich der Schwachstelle bewusst. Manche der Autobauer forschen rund um das Thema, scheuen aber eine eigene Batterieproduktion, andere wie Daimler versuchten sich auf dem Feld, gaben dann aber wieder auf.

Die Aussichten auf den baldigen Beginn einer gemeinsamen Batteriezellenfertigung gelten allerdings als gering. Viele Hersteller scheuen die Kosten einer eigenen Produktion, weil noch nicht klar ist, welche Technologie sich durchsetzen wird. Die Branche streitet noch, ob man überhaupt in die Produktion gängiger Lithium-Ionen-Akkus einsteigen soll oder die nächste Generation von Batteriezellen (Festkörperakkus) abwartet, die ab Mitte des nächsten Jahrzehnts zur Verfügung stehen sollen.

Österreichs Verkehrsminister Jörg Leichtfried hat jedenfalls schon einmal die Kommission kontaktiert, "damit Österreich von Anfang an den Fuß in der Tür hat." Es gehe darum, "für Österreich als Standort für die europäische Batteriezellenproduktion zu werben.

Erneut im Gespräch soll auch eine E-Auto-Quote sein, wie sie der deutsche SPD-Chef Martin Schulz schon während des Wahlkampfes gefordert hat. Die EU-Kommission hegt laut FAZ den Plan, dass bis 2030 15 Prozent aller Neuwagen in Europa mit einem Elektromotor oder anderen emissionsfreien Antrieben ausgestattet sein sollten.

Pluspunkte für sauberen Antrieb

EU-Energiekommissar Sefcovic bestätigte dies am Mittwoch nicht. Erst in November werde man "ehrgeizige Vorschläge" vorlegen. Man prüfe mehrere Optionen, sagte Sefcovic auf die Frage nach einer Quote oder anderen Mitteln zur Förderung der Elektromobilität. "Wir wollen saubere Fahrzeuge – Fahrzeuge ohne Emissionen – voranbringen", betonte er.

Die Industrie rufe nach flexiblen Lösungen. Erwogen werde unter anderem ein System, bei dem Hersteller Pluspunkte für Fahrzeuge mit wenig oder gar keinen Emissionen auf den Markt bringen. Noch prüfe man mögliche Auswirkungen. "Wir wollen das richtig machen." Er sagte aber auch, Studien gingen von einem Anteil von 25 Prozent Elektrofahrzeugen bereits 2025 aus. (Reuters, APA, red 11.10.2017)