Montagabend soll ein 22-jähriger Soldat einen 20-jährigen Rekruten in einem Wachcontainer einer Wiener Kaserne erschossen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Mord.

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Wien – Im Fall des 20-jährigen Rekruten, der Montagabend durch einen Schuss aus der Dienstwaffe eines 22-jährigen Soldaten getötet wurde, hat die Staatsanwaltschaft Wien nun Untersuchungshaft für den Schützen beantragt. Das bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, am Mittwoch. Die Ermittlungen gegen den jungen Salzburger laufen wegen Mordverdachts.

Eine Entscheidung, ob U-Haft über den 22-Jährigen verhängt wird, kündigte Richterin Christina Salzborn im Gespräch mit dem STANDARD für Donnerstag im Laufe des Nachmittags an. Derzeit befindet sich der Soldat in der Justizanstalt, wohin er nach Abschluss der Vernehmungen durch die Polizei gebracht wurde.

Gegen den 22-jährigen Soldaten, der am Montagabend einen Kameraden erschossen haben sollen, laufen Ermittlungen wegen des Mord-Verdachts. Der Verdächtige spricht jedoch von einem Unfall.
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In seiner mehrere Stunden andauernden Einvernahme soll der Soldat beteuert haben, dass er sich nicht erklären könne, wie es zu der Schussabgabe gekommen sei. "Er hat große Wissenslücken angegeben", erklärte Polizeisprecher Daniel Fürst dem STANDARD. So könne sich der Soldat nach eigenen Angaben an Ereignisse vor und nach dem tödlichen Schuss erinnern, an den Moment, als der Schuss gefallen sei, jedoch nicht – weshalb der Tathergang noch unklar sei.

Klar ist, dass der Verdächtige Montagmittag gemeinsam mit dem Opfer und einem weiteren Wachkommandanten seinen 24-Stunden-Dienst angetreten hatte. Sieben Stunden später fiel im Ruheraum des Wachcontainers in der Vorgartenstraße in Wien-Leopoldstadt der Schuss, bei dem der 20-jährige Wiener in den Kopf getroffen wurde und starb.

Ballistiker soll aufklären

Wie es zu dem tödlichen Schuss gekommen ist, soll Ballistiker Ingo Wieser aufdecken. Die Staatsanwaltschaft will den Waffenexperten als Sachverständigen für ein Schussgutachten bestellen. Wieser hatte auch den sprengstofftechnischen Befund im Fall der Briefbomben von Franz Fuchs erstellt. Außerdem wurde die Obduktion des Opfers beantragt.

Die juristischen Vertreter des Salzburgers haben den Vorfall als Unfall dargestellt. Die Waffe, das standardmäßige Sturmgewehr (StG) 77, wird von den Soldaten "halb geladen" getragen. Das bedeutet, dass das Magazin mit der Munition angesteckt ist, es befindet sich aber keine Patrone im Laderaum. Um einen Schuss abgeben zu können, muss zuvor aktiv repetiert und die Waffe entsichert werden.

Die Anwälte des Verdächtigen erklärten, das Gewehr sei dem Soldaten untertags hinuntergefallen, dabei dürfte eine Patrone in den Lauf geraten sein. Außerdem müsse er mit der Sicherung "hantiert" und dabei einen Fehler gemacht haben. Bundesheersprecher Michael Bauer ist hingegen kein Vorfall erinnerlich, bei dem sich die Heereswaffe alleine durch Hinunterfallen laden konnte.

Keine internen Ermittlungen

Der Wachkommandant, der einzige Zeuge, hielt sich zum Zeitpunkt des Vorfalls im vorderen Teil des Raums auf. Er konnte nur beobachten, wie der 22-Jährige zum Rekruten in den Ruheraum ging, er hörte anschließend den Schuss. Ein Streit zwischen Opfer und Verdächtigem ist der Polizei nicht bekannt. Heeresintern würde nicht weiter ermittelt, sagte Bauer: "Der Kern der Ermittlungen ist der Schütze, er wird von der Staatsanwaltschaft befragt." Die Waffe wurde beschlagnahmt. (Oona Kroisleitner, 12.10.2017)