Vor acht Monaten wurden in Dortmund verunglimpfende Plakate gezeigt. Als Strafe musste die Südtribüne für ein Spiel leer bleiben.

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Dortmund – Die Ultras von Borussia Dortmund haben vor dem brisanten Spiel gegen RB Leipzig am Samstag (18.30 Uhr, Sky) zu einem Fan-Protestmarsch aufgerufen. Vor acht Monaten waren Leipziger Fans in Dortmund attackiert worden, auf der Südtribüne wurden beleidigende Plakate gezeigt. Als Strafe musste die Dortmunder Südtribüne für ein Spiel leer bleiben. Die Polizei hat für die Neuauflage des Risikospiels erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt.

Die BVB-Fans wollen ungeachtet dessen vor dem Anpfiff erneut ihren Unmut äußern. "Dietrich Mateschitz' Projekt ist heute genauso abzulehnen wie damals. Wir dürfen es niemals hinnehmen, dass ein Konzern den Fußball als Werbeplattform für sein Produkt missbraucht, allen Hofierungen und Anbiederungsversuchen der Medien- und Sportlandschaft zum Trotz", teilte die Gruppe The Unity in einem gemeinsamen Auftritt mit dem Fanclub-Zusammenschluss "Südtribüne Dortmund" mit. "Alles, woraus unser Sport seine Faszination zieht, wird von Rasenballsport mit Füßen getreten."

"Ein starkes Zeichen"

Mit dem Fanmarsch solle "ein starkes Zeichen" gesetzt werden: "Im Westfalenstadion und auf der Südtribüne gilt dieselbe Devise wie in der letzten Saison: Zeigen wir, was den Fußball für uns ausmacht! Zeigen wir, dass man Fanatismus, Treue und eine freie und mündige Fankultur mit keinem Geld der Welt kaufen kann!"

Der Verein und Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) setzen auf Deeskalation. Der Politiker hat Leipziger Fans eingeladen, die im Februar Anzeige erstattet hatten. Die Dortmunder Polizei hat für den Fall erneuter Ausschreitungen ein hartes Vorgehen angekündigt.

Leipzig muss allerdings auf die Unterstützung zahlreicher Fans verzichten. Diesmal reisen nur 3.000 statt 8.000 Anhänger mit nach Westfalen. Das bestätigte RB am Mittwoch. Um die eigene Mannschaft zu schützen, engagierte RB eigens eine Sicherheitsfirma.

"Mehr als doppelt so viele" Einsatzkräfte

Um die RB-Anhänger zu schützen, sollen nach offiziellen Angaben "mehr als doppelt so viele" Einsatzkräfte wie im Februar abgestellt werden. Zudem wurden den Leipzig-Fans mittels Fanbriefen der Polizei deutliche Verhaltensregeln an die Hand gegeben.

"Am nächsten Samstag ist unser Konzept darauf ausgerichtet, Fußballfans aus Leipzig und Dortmund davor zu schützen, von Gewalttätern und Kriminellen, die den Titel 'Fan' nicht verdienen, belästigt und angegriffen zu werden. Straftäter werden wir mit allen Mitteln und hohem Aufwand verfolgen", sagt Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.

Gleichzeitig blickte die Polizei auf die Ereignisse aus dem Februar zurück. Eine neu eingerichtete Ermittlungskommission sichtete gut 170 Stunden Videorohmaterial und weitere Quellen. Die Bilanz: Von 214 Vorgängen mündeten 168 in Strafverfahren, in 66 Fällen gelang eine Personalisierung der Täter. Am häufigsten (109-mal) lag der Delikt der Körperverletzung oder gefährlichen Körperverletzung vor. Elfmal wurden bislang Strafbefehle erlassen, von denen fünf rechtskräftig geworden sind. Darüber hinaus wurden fünf Anklagen erhoben. (sid 12.10.2017)