Der Luftwaffenstützpunkt Al-Shayrat auf einem Satellitenbild.

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New York – Ermittler der Uno reisen diese Woche zu einem Luftwaffenstützpunkt in Syrien, von dem aus nach US-Angaben im April der verheerende Giftgasangriff auf den Ort Khan Sheikhoun verübt wurde. Wie UN-Diplomaten in New York am Mittwoch mitteilten, brachen die Ermittler am Montag in die syrische Hauptstadt Damaskus auf und wollten anschließend den Luftwaffenstützpunkt Al-Shayrat aufsuchen.

Der Besuch auf dem Stützpunkt erfolgt wenige Wochen vor der Veröffentlichung eines Berichts über die Attacke vom 4. April auf den damals von Jihadisten kontrollierten Ort Khan Sheikhoun in der Provinz Idlib. Dabei wurden nach UN-Angaben 83 Menschen getötet.

Damaskus bestreitet Verwicklung

Die USA und ihre Verbündeten sowie die UN-Untersuchungskommission zur Lage der Menschenrechte in Syrien machen für den Angriff mit dem Giftgas Sarin die syrischen Streitkräfte von Staatschef Bashar al-Assad verantwortlich. Als Reaktion darauf attackierten die US-Streitkräfte in der Nacht zum 7. April von zwei Marineschiffen aus Al-Shayrat mit 59 Tomahawk-Marschflugkörpern.

Die syrische Regierung bestreitet jegliche Verwicklung in den Angriff auf Khan Sheikhoun und gibt an, sie verfüge seit einem Abkommen von 2013 über keine Chemiewaffen mehr. In dem im September vorgelegten Bericht der UN-Untersuchungskommission werden Angaben der syrischen und der mit ihr verbündeten russischen Regierung zurückgewiesen, wonach das Giftgas bei einem versehentlichen Angriff auf ein Waffenlager der Jihadisten freigesetzt worden sei. Dafür gebe es keinen Beleg.

Gemeinsamer Untersuchungsmechanismus

Die jetzt nach Syrien entsandten UN-Ermittler sind Teil des sogenannten Gemeinsamen Untersuchungsmechanismus (Joint Investigative Mechanism, JIM), der vor zwei Jahren nach mutmaßlichen Chlorgasangriffen auf syrische Dörfer eingesetzt wurde. An der Einsetzung von JIM war neben der Uno auch die in Den Haag ansässige Organisation für das Verbot chemischer Waffen beteiligt.

JIM kam bisher bereits zu dem Ergebnis, dass die syrische Regierung 2014 und 2015 Angriffe mit Chlorgas gegen drei Dörfer verübte. Der IS setzte demnach 2015 Senfgas ein. JIM läuft im November aus. Unter anderen die drei ständigen westlichen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, die USA, Frankreich und Großbritannien, setzen sich für eine Verlängerung der Mission ein. (APA, 12.10.2017)