Starjournalistin Sílvia Utgés (Judith van der Werff) will im Liveinterview den Regierungschef (Christoph Jacobi) zu Fall bringen. Doch dann geht etwas schief.

Foto: Anja Koehler

Bregenz – Eine Watsche! Eine zweite! Kurz vorm Applaus zu Unter Verschluss von Pere Riera am Vorarlberger Landestheater klatscht es schon zweimal auf der Bühne: Nach dem Abzug der TV-Kameras ohrfeigt die Starjournalistin den engsten Mitarbeiter des Regierungschefs, und der erwidert umgehend. Ohne rote Backe geht der Spitzenpolitiker aus. Dabei hätte das vorangegangene Liveinterview das Potenzial gehabt, ihn nicht nur in Verlegenheit zu bringen, sondern zu stürzen.

Dass die kompromittierenden Fotos den Umschlag auf dem Beistelltisch zwischen Reporterin und Staatsmann nicht verlassen, zeugt von "Krisenmanagement". Denn just während des Vorgesprächs kommt, durch einen privaten Anruf am Handy, ein Vergehen im Umfeld der namhaften Journalistin ins Spiel: Ihre Tochter soll beim Dealen aufgegriffen worden sein.

Klobige Dialoge

Geht der unmotivierte Wechsel in der Anrede (duzen / siezen mit Vorname / siezen mit Nachname) unter den Beteiligten im katalanischen Original besser auf? Nicht an der Übersetzung des Dramatikers Philipp Löhle liegen die klobigen Dialoge zwischen der rechten Hand des Präsidenten und der um Coolness ringenden Journalistin.

Im Hillary Clinton-Look agiert Judith van der Werff, deren toughe Aufdeckerin von Anfang an torpediert und desavouiert wird. Ambivalent legt Regisseur Maik Priebe die Rolle des Machthabers im ungenannt bleibenden Staat an: Kein Politiker, auch kein Mann vom Typus Berlusconi, gibt sich der Präsident vordergründig offen, ist aber punktuell übergriffig. Christoph Jacobi wird dieser Unberechenbarkeit elegant gerecht.

Das große Haus als Spielstätte der 75-minütigen Aufführung irritiert – zum Kammerspiel im sparsamen Ambiente (Mira König) böte sich die zweite Bühne an. Im Nachhinein überzeugt die Wahl des Raums: Er suggeriert die riesige Öffentlichkeit als Gegenüber der brisanten Gesprächssituation. (Petra Nachbaur, 13.10.2017)