Urban Priol, Urgestein der deutschen TV-Comedy.

Foto: Urban Priol

35 Jahre steht Urban Priol bereits auf der Bühne bzw. unter Strom, wovon nicht nur sein Markenzeichen – die spitz zu Berge stehenden Federn – zeugen, sondern auch seine für gewöhnlich wie Blitz und Donner übers Publikum hereinbrechende Sprache. Neun Soloprogramme sind seit 1995 entstanden. Sieben Jahre leitete Priol die ZDF-Kabarettsendung Neues aus der Anstalt, eine Zeitlang gemeinsam mit Edelsatiriker Georg Schramm.

Lange wurde dem Globalisierungskritiker und Fußballfan Priol die Gabe zugestanden, mit seinem charakteristischen untermainländischen Dialekt und guten Sensorium für die Stimmungen der Volksseele ein breites Massenpublikum für Politkabarett begeistern zu können. Laut, schrill, gerne mit Schimpf und Schande, aber nicht dumm, lautete Priols Devise. In den letzten Jahren geriet das Comedy-Urgestein aber auch in die Kritik.

Der Hang zur populistischen Zuspitzung und Verallgemeinerung, zur fehlenden Differenzierung in der Pointensetzung will in der zunehmend komplexer werdenden politmedialen Szenerie der Bundesrepublik nicht mehr jedem unwidersprochen zusagen. In seinem neuen Programm gesternheutemorgen blickt Priol denn auch ausgiebig zurück auf die fürs Kabarett vielleicht noch einfacheren Tage Helmut Kohls, Gerhard Schröders oder Franz Josef Strauß': Ein Best-of-Programm, mit Spitzen, die bis ins Heute reichen. (stew, 13.10.2017)