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Ayurvedamassagen gehören zum Angebot vieler Wellnesshotels. Immer wieder werden auch zweifelhafte Anwendungen angepriesen.

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Wien – In der Politik rückt, wer kann, in die Mitte, um dort maximal Wählerstimmen zu fischen. In der Hotellerie, namentlich in den mit Wellnesseinrichtungen werbenden Betrieben, ist ein gegenläufiger Trend zu beobachten. "Topsegment und Billigschiene prosperieren, die Mitte wird schwächer", sagte Christian Werner, Herausgeber des soeben erschienenen "Relax Guide 2018", dem STANDARD.

Noch etwas sei bei einem Test aller 1096 einschlägigen Hotels ins Auge gesprungen: "Gute Betriebe sind besser geworden, die allermeisten haben höhere Preise durchgesetzt." Die Preise aller Hotels mit Wellnessangebot sind im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent gestiegen, 2,6 Prozent über der Inflationsrate. Im Schnitt kommt eine Nacht jetzt auf knapp 102 Euro (Halbpension pro Person im Doppelzimmer, billigste Kategorie, günstigste Saison).

130 Euro pro Übernachtung

Die Übernachtung in einem guten, mit zumindest einer Lilie ausgezeichneten Wellnesshotel kostet im Schnitt knapp 130 Euro, um rund vier Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Gegenüber einem vergleichbaren deutschen Tophotel liegt der Zimmerpreis in Österreich um rund 20 Euro höher.

Werner hat Ende der 1990er-Jahre als Erster begonnen, Wellnesshotels zu testen und zu klassifizieren. "Vieles hat sich seither zum Besseren gewandelt, manches lässt sich anscheinend nie ganz abstellen", sagte Werner. Dazu gehörten Angebote wie Schokomassagen, die zwar viel kosten, aber nichts bringen. Auch bei den Angaben zur Größe der Wellnesslandschaften werde zum Teil stark übertrieben. Bei näherem Hinsehen stelle sich der Pool oder die Saunalandschaft häufig als deutlich kleiner heraus als auf der Internetseite angepriesen.

Teure Mogelpackung

"Mogeln bei den Größenangaben kann für Hoteliers teuer kommen", sagte Werner. "Wer seinen Gästen ein 8.000 Quadratmeter großes Spa verspricht, muss das auch bieten können. Als Gast erwartet man sich Saunen, Pools und Ruhezonen, nicht Technikräume, Stiegenhäuser und Therapiezonen, deren Zugang aufpreispflichtig ist."

Wichtig aus Sicht des Gastes sei es, sofort schriftlich Beschwerde einzulegen und zu allen Mängeln Beweise zu sammeln. Bei Gericht könnten Betroffene Preisminderungen durchsetzen, die je nach Fall bis zu 50 Prozent betragen könnten.

Zehn Hotels mit Höchstauszeichnung

In Österreich dürfen sich heuer zehn Hotels mit der höchsten Auszeichnung – vier Lilien – schmücken, fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Dazu gehören der Steirerhof in Bad Waltersdorf, der Lanserhof in Lans bei Innsbruck, Reiters Supreme in Bad Tatzmannsdorf, Feuerberg Mountain Resort in Bodensdorf bei Villach, Geinberg 5 Private Spa Villas in Geinberg, Gmachl Genussdorf in Bergheim, der Hochschober auf der Turracher Höhe, das Posthotel Achenkirch in Tirol sowie der Salzburgerhof in Zell am See.

Die Reihung der Hotels erfolgt seit Jahren unverändert mithilfe eines Punktesystems, das sich an den besten Betrieben orientiert. Neben Service, Wellnessinfrastruktur und Qualität des Essens fließt auch die Stimmigkeit des Angebots in die Bewertung ein. 40 Hotels wurden besser bewertet als im Vorjahr, 68 schlechter.

Höhere Mehrwertsteuer als Preistreiber

In Österreich haben im Untersuchungszeitraum Sommer 2016 bis Sommer 2017 insgesamt acht Wellnesshotels geschlossen und 21 neu aufgesperrt, in Deutschland gab es 30 Schließungen und 18 Neueröffnungen.

2016 war das erste Jahr, dass Österreich preislich an Deutschland vorbeigezogen ist. Mit ein Grund sei die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Logis von zehn auf 13 Prozent gewesen, sagte Werner. Dass die Zimmerpreise nach einer allfälligen neuerlichen Absenkung des Steuersatzes zurückgenommen werden, glaubt er nicht. Werner: "Als in Deutschland der Mehrwertsteuersatz im Jahr 2010 von 19 auf sieben Prozent gesenkt wurde, hat mit Ausnahme einiger weniger Hoteliers das niemand in Form billigerer Zimmerpreise weiter gegeben." (Günther Strobl, 13.10.2017)