Heidelberg – Wer an Galaxien denkt, hat oft majestätische Spiralgalaxien wie die Milchstraße vor Augen: Milliarden von Sternen, die sich in einer flachen Scheibe drehen, ähnlich wie ein Rad um seine Achse. Aber es gibt noch eine ganz andere Art von Galaxienrotation, die man bislang für sehr selten hielt: zigarrenförmige Galaxien, die sich wie kosmische Spindeln um ihre Längsachse drehen.

Ein Astronomenteam unter der Leitung von Athanasia Tsatsi vom Max-Planck-Institut für Astronomie legt nun eine Studie solcher Galaxien vor: Anhand von Daten aus der CALIFA-Durchmusterung, einer systematischen Studie, bei der die Geschwindigkeitsstrukturen von mehr als 600 Galaxien untersucht wurden, haben die Forscher acht bislang unbekannte "Spindelgalaxien" entdeckt.

Einer Spindel gleich rotieren manche Galaxien um ihre Längsachse.
Foto: J. Chang, PMO / T. Müller, HdA

Mögliche Erklärung

Wie die Forscher in "Astronomy & Astrophysics" berichten, lässt sich aus den Daten auch eine plausible Erklärung für die Entstehung dieser kosmischen Spindeln ableiten. Im Allgemeinen wachsen Galaxien, wenn sie mit anderen Galaxien verschmelzen – eine Reihe von Verschmelzungen mit kleineren Galaxien haben etwa die Milchstraße über die Jahrmilliarden zu einer stattlichen Sternenscheibe gemacht. Um eine kosmische Spindel zu erzeugen, müssen aber zwei große Scheibengalaxien rechtwinklig aufeinander prallen.

Visualisierung der Entstehung einer kosmischen "Spindel-Galaxie".
Max-Planck-Institut für Astronomie

Während die Galaxien über Gravitationsanziehung zu interagieren beginnen, bildet eine von ihnen einen Balken: eine langgestreckte Struktur in der Nähe des Zentrums. Dieser Balken wird zur zigarrenartigen Form der resultierenden größeren Galaxie, während die umlaufenden Sterne der zweiten Galaxie der entstehenden Galaxie ihren Drehsinn aufprägen. Dieses Entstehungsszenario könnte den ungewöhnlichen Galaxientyp der kosmischen Spindeln erklären. (red, 15.10.2017)