Der Zwergplanet Haumea mit einem Durchmesser von rund 2.000 Kilometern ist das erste bekannte Objekt im Kuipergürtel, das einen Ring besitzt.

Illustr.: IAA-CSIC/UHU

Granada/Wien – Lange Zeit galt der Saturn aufgrund seiner Ringe im Sonnensystem als einzigartig. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass nicht nur die übrigen drei Gasplaneten Jupiter, Uranus und Neptun von mehr oder weniger ausgeprägten Ringsystemen umgeben sind, sondern dass auch kleine Himmelskörper Reifen aus Staub und Gesteinsbrocken besitzen. Das aktuellste Mitglied im Klub der "Ringträger" haben nun Astronomen jenseits der Neptunbahn ausgemacht: Auch der Zwergplanet Haumea dürfte einen Ring haben – wie er zu diesem gekommen ist, bleibt allerdings vorerst rätselhaft.

Ferne Fruchtbarkeitsgöttin

Das nach einer hawaiianischen Fruchtbarkeitsgöttin benannte Kuipergürtelobjekt zeichnet sich durch mehrere ungewöhnliche Eigenschaften aus. Zum einen rotiert Haumea in weniger als vier Stunden einmal um seine eigene Achse. Das macht ihn zum am schnellsten rotierenden Himmelskörper des Sonnensystems. Auch seine Form ist atypisch: Im Unterschied zu anderen bekannten transneptunischen Objekten vergleichbarer Größe ist Haumea nicht kugelförmig, sondern flach und langgestreckt. Darüber hinaus dürfte Haumea von einer Schicht reinen, kristallinen Wassereises bedeckt sein.

Nun haben internationale Astronomen um Jose Luis Ortiz vom astrophysikalischen Institut Andalusiens in Granada eine weitere Besonderheit bei dem rund 50 Astronomische Einheiten entfernten Himmelskörper entdeckt: Als Haumea am 21. August 2017 direkt vor einem Stern vorüberzog, offenbarte sich um den etwa 2.000 Kilometer großen Brocken ein dichter schmaler Ring. Aus der Dauer und Intensität der Abschattung schlossen die Forscher, dass dieser Ring etwa 1.000 Kilometer von der Oberfläche des Zwergplaneten entfernt liegt und etwa 70 Kilometer breit sein dürfte.

Video: Astronomen bestimmen die Größe, Form und Dichte eines Rings um den Zwergplaneten Haumea.
Jm Madiedo

Asteroiden mit Ringen

Damit gesellt sich Haumea zu einer Klasse kleiner Himmelskörper, die beringt sind: Beobachtungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass auch um die zwei Asteroiden Chariklo und Chiron Ringe existieren. Beide zählen zu den Zentauren, einer Gruppe von Objekten, die auf instabilen Bahnen zwischen Jupiter und Neptun ihre Bahnen ziehen.

Die Entdeckung eines Rings um den Zwergplaneten Haumea habe weitreichende Auswirkungen, berichten die Wissenschafter im Fachjournal "Nature". Diese Beobachtung deutet demnach darauf hin, dass Ringe auch in der Region jenseits des Neptuns häufiger sein könnten als bisher gedacht.

"Mit der Entdeckung eines beringten Himmelskörpers im äußeren Sonnensystem und in einer gänzlich anderen Umgebung als die Gasplaneten, wird die fundamentale Frage, wie sich solche Ringe bilden und entwickeln, noch spannender", schreibt Amanda Sickafoose vom Südafrikanischen Astronomischen Observatorium in einem begleitenden Kommentar in "Nature". (Thomas Bergmayr, 12.10.2017)