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Freude im Stadion.

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Freude vor dem Smartphone.

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Panama-Stadt – Der jüngste Feiertag der Republik Panama, der 11. Oktober 2017, endete eigentlich erst in den Morgenstunden des 12. Oktober. Dienstagabend hatte ihn Präsident Juan Carlos Varela dekretiert, unmittelbar nachdem die Elitefußballer des Landes durch einen 2:1-Heimerfolg über die schon qualifizierten Gäste aus Costa Rica erstmals die Weltmeisterschaftsteilnahme fixiert hatten. Befeuert wurde der folgende Siegesrausch der vier Millionen Panamaer auch durch die Kunde, dass es die USA nicht zur Endrunde 2018 in Russland geschafft haben – wegen eines blamablen 1:2 gegen Trinidad und Tobago.

Präsident Varela hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass die geglückte Ausscheidung eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des mittelamerikanischen Landes war. Die Mannschaft habe "den Traum von mehr als vier Millionen Panamaern wahr werden lassen", beschied der Regierungschef in einem seiner neun Tweets zum Thema: "Die Stimme des Volkes wurde gehört – bis nach Russland."

"Für das Wohl der Welt" lautet im Bezug auf den Panamakanal das Motto des Landes. Dank der Einnahmen durch die kürzeste Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik gehört der seit 1903 von Kolumbien unabhängige Staat zu den reichsten Lateinamerikas. Die Einwohner der Republik Panama, die sich den Diktator Manuel Noriega 1989 mit Hilfe der USA vom Hals schafften, zählen zu den glücklichsten weltweit.

Eine Art Phantomtor

Gefahr droht diesem Glück allerdings noch vom Weltverband (Fifa). Denn Panama profitierte gegen Costa Rica von einem Tor, das stark an den irregulären Treffer von Thomas Helmer aus dem Jahr 1994 im Trikot von Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg erinnerte. Der Ball von Lausanne-Legionär Gabriel Torres war klar vor der Linie geklärt, anschließend von Torjäger Blas Perez deutlich an der Stange vorbeigestochert worden. Der guatemaltekische Schiedsrichter Walter Lopez gab das zwischenzeitliche 1:1 dennoch.

Ein Protest von Honduras, das als Viertplatzierter der letzten lokalen Ausscheidungsphase ins Playoff gegen Australien muss, ist durchaus möglich. Der Kontinentalverband Concacaf würde sich im Fall des Falles sicher an die Fifa wenden, die sich allerdings gerne auf den Standpunkt zurückzieht, dass auch dramatisch falsche Schiedsrichterentscheidungen als Tatsachenentscheidungen zu akzeptieren seien.

Für den 60. der Weltrangliste ist ohnehin alles klar. "Panama ist bei der WM", steht in großen Lettern auf der Internetseite des Verbands FPF. Der kolumbianische Trainer Hernán Darío Gómez Jaramillo hat das Kunststück mit einer Truppe geschafft, die sich aus vielen Spielern der nationalen Liga zusammensetzt. Dazu kommen Legionäre aus den USA, Kolumbien und Argentinien. Kapitän Felipe Baloy verdient sein Geld in Mexiko. Als bekanntester Spieler der Geschichte gilt Julio César Dely Valdés, der in seiner Zeit bei Paris Saint-Germain (1995 bis 1997) den Europacup der Cupsieger gewann und von Gómez Jaramillo 2014 als Teamchef abgelöst worden war.

Die rote Flut

Los Canaleros – oder La Marea Roja (Die rote Flut), wie die Nationalmannschaft wegen ihrer einheitlich roten Spielkleidung genannt wird – schafften bisher zweimal den Einzug ins Finale des Gold Cups, also der Meisterschaft des Kontinentalverbandes Concacaf. 2005 und 2013 setzte es jeweils in den USA knappe Endspielniederlagen gegen die Gastgeber. Auch in der jüngsten Qualifikation gelang Panama gegen die USA kein Erfolg – letztlich war das egal. (sid, lü, 12.10.2017)